Als Teil des universitären Tumorcentrums betreut und versorgt die Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie Patientinnen und Patienten mit bösartigen Neubildungen im Kopf-Hals-Bereich. Der Schwerpunkt der onkologischen Chirurgie unseres Faches liegt dabei nicht nur in der Behandlung von oralen Malignitäten, sondern auch aller weiteren Erkrankungen, die im Kopf-Hals-Bereich auftreten können. Dazu gehören auch die gut- und bösartigen Hautveränderungen im Kopf-Hals-Bereich. Nur durch enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen anderer Fachbereiche, sowohl operativ als auch im Rahmen von spezialisierten Tumorkonferenzen, können wir gewährleisten, dass eine optimale leitliniengerechte Therapie angeboten wird. Dabei ist uns eine enge und offene Kommunikation in unseren verschiedenen spezialisierten Sprechstunden von großer Bedeutung und soll zur Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten beitragen, die stets in die Therapieentscheidungen eingebunden werden. Als Kooperationspartner des Hautkrebszentrums Rhein-Main und Vertreter im interdisziplinären Hauttumorboard kann die chirurgische Therapie für Patientinnen und Patienten mit Hauttumoren in enger interdisziplinärer Abstimmung mit den Kolleginnen und Kollegen der Dermatologie angeboten werden.
Als Hauttumor bezeichnet man alle von der Haut und ihren Anhangsgebilden ausgehenden abnormalen Zellwucherungen. Sie können in gutartige und bösartige Veränderungen eingeteilt werden.
Beispiele für gutartige Hauttumore im Kopf-Hals-Bereich sind:
Obwohl diese Veränderungen gutartig sind, bedürfen sie einer weiteren Abklärung um eine mögliche Bösartigkeit auszuschließen. Auch kann die Entfernung aus funktionell-ästhetischer Indikation sinnvoll sein.
Die häufigsten bösartigen Hauttumore der Kopf Hals-Region können in melanotische („schwarzer Hautkrebs“) und nicht-melanotische („weißer Hautkrebs“) Tumore unterteilt werden. Zu den nicht melanotischen Tumoren gehören u.a.:
Demgegenüber steht das maligne Melanom, eine aggressive Krebsform, die sich aus den Pigmentzellen der Haut entwickelt. Melanome können schnell streuen und sind lebensbedrohlich, wenn sie nicht frühzeitig behandelt werden.
Die sorgfältige Diagnostik steht am Anfang jeder Behandlung. Nach der ausführlichen klinischen Untersuchung wird in vielen Fällen zunächst eine feingewebliche histo-pathologische Untersuchung der Neubildung angestrebt, hierzu wird eine Probenexzision eines Teiles des Befundes durch die Kolleginnen und Kollegen der Pathologie analysiert. Mittels Ultraschalldiagnostik kann eine erste Einschätzung zu einem möglichen Befall der Halslymphknoten getroffen werden. Mit unseren Kooperationspartnern aus der Dermatologie, Neuroradiologie, Radiologie und Nuklearmedizin stehen alle Möglichkeiten der modernen Diagnostik wie Auflichtmikroskopie, Computertomografie, Magnet-Resonanz-Tomografie, Szintigrafie und Positronen-Emissions-Tomographie zur Verfügung.
Die Chirurgie ist die häufigste und effektivste Methode zur Entfernung von Hauttumoren im Kopf-Hals-Bereich. Die Wahl der chirurgischen Methode hängt von der Art, Größe, Lage und dem Stadium des Tumors ab, dies wird in enger interdisziplnärer Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Hautklinik individuell festgelegt. Dabei beschreibt die Exzision die vollständige Entfernung der Veränderung. Um den Eingriff möglichst vorhersagbar durchführen zu können, kann eine vorherige Probenexzision (Teilentfernung des Tumors) zur histopathologischen Festlegung der Art des Tumors notwendig sein. Je nach Dignität kann die Entfernung mit einem Sicherheitsabstand notwendig sein, um sicherzustellen, dass keine Krebszellen zurückbleiben. Dieses Vorgehen ist insbesondere bei Basalzell- und Plattenepithelkarzinomen verbreitet. Bei gutartigen Veränderungen geschieht der Eingriff oft vor dem Hintergrund einer funktionell-ästhetischen Korrektur. Als Zentrum für plastische Gesichtschirurgie wird jede Behandlung vor dem Hintergrund eines bestmöglich funktionell und ästhetisch ansprechenden Ergebnisses geplant und durchgeführt. Während bei oberflächlichen Hautveränderungen auch eine laserchirurgische Abtragung durchgeführt werden kann, bedingt die Exzision großer Veränderungen häufig den Einsatz von lokalen bis hin zu mikrovaskulär-gestielten Fern-Lappenplastiken. Je nach Ausmaß des Eingriffes kann die Tumorentfernung sowohl in lokaler Betäubung als auch in Dämmerschlaf- oder Vollnarkose angeboten werden.
Wenn sich der Hautkrebs bereits in die Lymphknoten ausgebreitet hat oder durch die umfängliche Diagnostik der begründete Verdacht hierauf besteht, kann eine chirurgische Entfernung dieser Knoten notwendig sein, besonders bei Melanomen und Plattenepithelkarzinom. Hierbei wird zwischen der Entfernung der sogenannten Wächterlymphknoten („Sentinel Lymph Node Biopsy“) und der Ausräumung bestimmter anatomischer Gruppen von Halslymphknoten und umliegenden Gewebe („selektive Neck dissection“) unterschieden. Bei der „Sentinel Lymph Node Biopsy“ handelt es sich um ein minimalinvasives diagnostisches Verfahren, bei dem der sogenannte Wächterlymphknoten (Sentinel-Lymphknoten) entfernt und auf Krebszellen untersucht wird. Der Sentinel-Lymphknoten ist der erste Lymphknoten, in den Krebszellen von einem Primärtumor aus über die Lymphbahnen abfließen würden. Nach Injektion einer radioaktiven Substanz in die Nähe des Primärtumors wandert über die Lymphbahnen in den Sentinel-Lymphknoten, wo sie sich ansammelt. Während des Eingriffs wird eine spezielle Sonde verwendet, um den radioaktiven Lymphknoten zu lokalisieren. Dieser wird dann chirurgisch entfernt. Der entnommene Sentinel-Lymphknoten wird untersucht, um herauszufinden, ob Krebszellen vorhanden sind. Wenn dieser Lymphknoten keine Krebszellen enthält, ist es unwahrscheinlich, dass sich der Krebs in andere Lymphknoten oder Organe ausgebreitet hat. Wenn Krebszellen im Sentinel-Lymphknoten nachgewiesen werden, könnte dies bedeuten, dass sich der Krebs in andere Lymphknoten oder Organe ausgebreitet hat. In diesem Fall kann eine weitere Entfernung von Lymphknoten oder eine andere therapeutische Maßnahme erforderlich sein. Durch die Untersuchung des Sentinel-Lymphknotens kann somit oft eine umfangreichere Lymphknotenentfernung vermieden werden, was das Risiko von Komplikationen reduziert. Die Entscheidung, ob und in welchem Ausmaß bei einer Hauttumorerkrankung eine Lymphknotenentfernung erfolgen muss, hängt entscheidend von dem Ergebnis der Tumorausbreitungsdiagnostik ab und wird gemeinsam im interdisziplinären Hauttumorboard getroffen. Ebenso wird eine mögliche Folgetherapie definiert und die fachonkologische Nachsorge angeboten.