Gefäßeröffnende Maßnahmen
Maßnahmen zur Rekanalisation werden eingesetzt zur Erweiterung eingeengter Arterien, um die Durchblutung zu verbessern, oder um beim akuten Schlaganfall ein verschlossenes Hirngefäß zu eröffnen und damit die Hirndurchblutung wiederherzustellen. Sie dienen also im ersten Fall der Vorbeugung und im zweiten Fall zur Behandlung eines Schlaganfalls.
Beim akuten Gefäßverschluss ist höchste Eile geboten, um den Untergang des Hirngewebes aufzuhalten. Der Großteil der Gefäßverschlüsse, die zum schweren Schlaganfall führen können, ist Folge von Embolien (abgelösten Blutgerinnseln) aus dem Herzen oder von Engstellen der Hirnschlagadern (sog. Karotis-Stenosen). Rekanalisierende Therapieverfahren (Wiedereröffnung derartiger Gefäßverschlüsse) basieren auf Medikamenten, die fibrinolytisch aktiv sind (Urokinase, rtPA) und die Auflösung des Thrombus (Blutgerinnsel) hervorrufen. Vorher muss jedoch mittels Computertomographie oder Magnetresonanztomographie untersucht werden, ob bereits Hirngewebe zerstört ist oder eine Hirnblutung aufgetreten ist. Beides würde eine Fibrinolyse-Therapie verbieten. Das Strömungshindernis wird in den ersten 3 Stunden über eine intravenöse Therapie auf der Stroke Unit aufgelöst. Wenn der Patient später in die Klinik kommt, kann in der 4.-6. Stunde noch eine lokale Lyse über einen in die verschlossene Arterie vorgeschobenen Katheter erfolgen. Letzteres gilt auch ohne enge Zeitbeschränkung für Gefäßverschlüsse des hinteren Kreislaufs (Vertebral- und Basilar-Arterie). In hartnäckigen Fällen können Blutgerinnsel auch über den Katheter mechanisch zerkleinert und abgesaugt werden.
Die Gefäßverengungen der Halsschlagader entstehen durch Kalkablagerungen und liegen in Höhe des Unterkiefers an der Teilungsstelle der Arterie (Karotis-Gabel). Sie werden gegenwärtig entweder operativ beseitigt oder die Engstelle wird von innen her aufgeweitet. Dazu wird ein über eine Katheter ein Ballon an der Stelle der Gefäßeinengung aufgeblasen und die Enge beseitigt. Anschließend wird eine Gefäßprothese aus einem Drahtgeflecht (Stent) eingesetzt, um die Erweiterung dauerhaft zu sichern. Das Risiko neurologischer Komplikationen ist bei beiden Verfahren etwa gleich hoch. An den großen Armarterien und den hinteren Hirnarterien (Vertebralarterien) hat das endovaskuläre Stent-Verfahren die risikoreichere Operation bereits weitgehend abgelöst und kann auch innerhalb des Schädels angewandt werden. Um eine Blutgerinnung an der Dilatations-Stelle zu vermeiden, ist eine sorgfältige "Blutverdünnung" mit gerinnungshemmenden Medikamenten über einen längeren Zeitraum erforderlich. Allerdings liegen noch keine belastbaren Zahlen über den Langzeit-Erfolg des endovaskulären Vorgehens vor.
Akuter Verschluss der Basilar-Arterie und Wiedereröffnung durch intra-arterielle Lyse.
(linkes Bild: vorher, rechtes Bild: nachher)
Beseitigung einer Karotis-Stenose durch Ballon-Dilatation und Implantation eines Stents.
(linkes und mittleres Bild: vorher, rechtes Bild: nachher)