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Dreifache Auszeichnung für Innovationsfondsprojekt EsmAiL

Wissenschaftler:innen der Universitätsmedizin Mainz erhalten Hufeland-Preis sowie 1. Jurypreis und Publikumspreis beim MSD Gesundheitspreis für eine neue Versorgungsform bei der Hauterkrankung Akne inversa

Der Hufeland-Preis 2023 für das Innovationsfondsprojekt EsmAiL wurde am 6. November 2024 im Rahmen eines Festaktes in Köln übergeben. (v.l.n.r.: Timmy Klebb, Vorstandsvorsitzender Deutsche Ärzteversicherung; Dr. Katharina Hennig, Dr. Michael Schultheis; Prof. Dr. Klaus Zerres, Vorsitzender des Preisrichterkollegiums Stiftung Hufeland-Preis; Prof. Dr. Erland Erdmann, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Hufeland-Preis) Foto: Deutsche Ärzteversicherung / Daniel Hübler

Das vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geförderte und unter der Konsortialführung der Universitätsmedizin Mainz durchgeführte Forschungsprojekt EsmAiL zur Versorgung der Hauterkrankung Akne inversa wurde gestern in Köln mit dem Hufeland-Preis 2023 der Deutschen Ärzteversicherung ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde den beteiligten Wissenschaftler:innen am Dienstag in München der 1. Jurypreis sowie der Publikumspreis des vom Pharmaunternehmen MSD ausgelobten Gesundheitspreises 2024 verliehen. Ziel von EsmAiL war es, die Diagnosestellung von Akne inversa zu beschleunigen, deren Behandlung zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen. Um dies zu erreichen, entwickelten und evaluierten die beteiligten Wissenschaftler:innen ein strukturiertes und leitlinienbasiertes multimodales Akne inversa-Versorgungskonzept.

Die Akne inversa (Ai), auch Hidradenititis suppurativa genannt, ist eine fortschreitende, chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die von den Talgdrüsen und den Haarfollikeln ausgeht. Sie tritt meist in den Achselhöhlen, in der Leistenregion sowie im Anal- und Genitalbereich auf. Kennzeichnend für die Erkrankung sind tiefliegende Knoten und Abszesse bis hin zu Fistelgängen und Vernarbungen. Die entzündeten und oft nässenden sowie unangenehm riechenden Hautstellen verursachen meist starke Schmerzen. Die Erkrankung ist für viele Betroffene sehr belastend und kann zu körperlichen Einschränkungen, Arbeitsunfähigkeit und sozialer Isolation führen.

In Deutschland ist Schätzungen zufolge rund ein Prozent der Bevölkerung von Akne inversa betroffen, wobei eine hohe Dunkelziffer angenommen wird. Je früher die Akne inversa erkannt und gezielt behandelt wird, desto größer sind die Chancen auf eine Besserung der Beschwerden. Bis die Diagnose gestellt wird, dauert es jedoch oft mehrere Jahre. „Kleinere Fisteln und Abszesse werden häufig nicht in Zusammenhang mit der Erkrankung gebracht, sondern als einzeln auftretende Hautveränderung oder auch als normale Akne fehldiagnostiziert und fehlbehandelt. Dies führt zu langen Diagnosezeiten von durchschnittlich sieben bis neun Jahren“, erläutert Dr. Michael Schultheis, Funktionsoberarzt an der Hautklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz. Zudem entspricht die Regelversorgung der Akne inversa häufig nicht dem jeweiligen Schweregrad der Erkrankung. „Die Akne inversa ist so komplex, dass ihre adäquate Behandlung eine spezialisierte Expertise erfordert“, betont Dr. Schultheis.

Hier setzt das vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geförderte Versorgungsforschungsprojekt EsmAiL – Evaluation eines strukturierten und leitlinienbasierten multimodalen Versorgungskonzepts für Menschen mit Akne inversa (Ai) an: „Ziel unseres jetzt dreifach ausgezeichneten Projekts war es, die Diagnosestellung von Akne inversa zu beschleunigen, die Krankheitslast mit Hilfe einer verbesserten Behandlung zu senken, die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen und gleichzeitig das Gesundheitssystem zu entlasten“, berichtet Dr. Katharina Hennig, die Geschäftsführerin von LENICURA, einem Startup-Unternehmen der Universitätsmedizin Mainz, das unter anderem die im Projekt genutzte elektronische Fallakte entwickelt hat.

In der ersten Projektphase wurden niedergelassene Ärzt:innen aus den Fachrichtungen Allgemeinmedizin, Dermatologie und Chirurgie sowie Kliniken und Wundzentren anhand eines neu entwickelten Versorgungskonzepts zu bundesweit insgesamt 14 sogenannten „Akne inversa-Zentren (AiZ)“ ausgebildet. Die AiZ bieten den Patient:innen eine stadiengerechte, strukturierte, interdisziplinäre Behandlung und klären sie im Umgang mit der Erkrankung umfassend auf. Konkret beinhaltet die neue Versorgungsform einen leitlinienbasierten, um die erste zugelassene physikalische Therapie der Akne inversa, die sogenannte LAight®-Therapie, ergänzten Therapiealgorithmus als Basis für einen digitalgestützten Behandlungsplan. Bei der von LENICURA entwickelten LAight®-Therapie werden die betroffenen Hautareale mit einer Kombination aus polychromatischem Licht und elektromagnetischen Frequenzen bestrahlt. Das neue Versorgungskonzept umfasst zudem eine digitalgestützte Akne inversa-spezifische Patientenedukation sowie Wund- und Läsionsversorgung.

Im Rahmen der zweiten Projektphase untersuchten die Wissenschaftler:innen in einer Studie mit rund 550 Patient:innen, ob die neue, von den spezialisierten Zentren durchgeführte Versorgungsform der bisherigen Regelversorgung für Menschen mit Akne inversa überlegen ist. Das Ergebnis: Nach einem Untersuchungszeitraum von einem Jahr ging es Ai-Betroffenen, die in einem AiZ behandelt wurden, wesentlich besser als den Studienteilnehmenden, die in der Regelversorgung verblieben. So zeigte sich bei der AiZ-Behandlung eine deutlich höhere Reduktion der entzündlichen Läsionen und eine stärkere Reduktion des Schmerzgrades. Im Vergleich zur Regelversorgung konnte durch die AiZ-Behandlung zudem eine höhere Lebensqualität, eine geringere psychische Belastung der Patient:innen sowie eine größere Patientenzufriedenheit erreicht werden.

„Die im Rahmen von EsmAiL gewonnenen Erkenntnisse zeigen, dass die Bildung von spezialisierten Akne inversa-Zentren das Potential hat, die Versorgung von Betroffenen deutlich zu verbessern und langfristig die Behandlungskosten zu senken. Die dreifache Auszeichnung für EsmAiL freut uns sehr und ist eine Bestätigung des Forschungsansatzes“, resümiert Univ.-Prof. Dr. Stephan Grabbe, Direktor der Hautklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, und Konsortialführer des Forschungsprojekts. Als Konsortialpartner waren die Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V., die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, das Interdisziplinäre Zentrum Klinische Studien (IZKS) der Universitätsmedizin Mainz sowie die Techniker Krankenkasse (TK) und die BARMER an dem Projekt beteiligt.

Über den Hufeland-Preis
Der mit 20.000 Euro dotierte Hufeland-Preis gilt als einer der bedeutendsten Medizinpreise in Deutschland. Er wird seit 1960 jährlich für richtungsweisende Leistungen und herausragende Forschungsergebnisse in der Präventivmedizin und Versorgungsforschung verliehen. Stifterin des Preises ist die Deutsche Ärzteversicherung, Förderer sind die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheit e.V., die Bundesärztekammer und die Bundeszahnärztekammer. Weitere Informationen: www.aerzteversicherung.de/Unternehmen/Hufeland-Preis

Über den MSD-Gesundheitspreis
Der MSD-Gesundheitspreis wird seit 2011 jährlich an Projekte verliehen, die die Gesundheitsversorgung der Patient:innen in Deutschland nachweislich verbessern. Insgesamt ist der Preis mit einer Summe von 115.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird auf bis zu acht Preisträger:innen verteilt, darunter die Sonderpreise für interdisziplinäre Versorgung, Patienten-Empowerment:, Evidenztransfer und Digitalisierung sowie ein Publikumspreis. Weitere Informationen: www.msd.de/gesundheitspreis/


Weitere Informationen zu EsmAiL: www.esmail.eu/

 

Kontakt:
Dr. Michael Schultheis, Hautklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, Universitätsmedizin Mainz,
E-Mail Michael.Schultheis@unimedizin-mainz.de

Pressekontakt:
Veronika Wagner M. A., Stabsstelle Unternehmenskommunikation,
Universitätsmedizin Mainz, Telefon 06131 17-8391, E-Mail pr@unimedizin-mainz.de