Forschungsprojekte und Schwerpunkte



Die Abteilung Allgemeinmedizin des Zentrums für Allgemeinmedizin und Geriatrie (ZAG) führt in verschiedenen Themenfeldern im Bereich der allgemeinmedizinischen Versorgungsforschung sowie in disziplinübergreifenden Zusammenhängen eigenständige Forschungsaktivitäten durch. Je nach Projektschwerpunkt besteht dabei ein enger Austausch mit anderen Fachgebieten, wissenschaftlichen Einrichtungen und (Berufs-)Verbänden. In diesem Kontext wurden bereits mehrere große Kooperationsprojekte realisiert.


Die folgende Übersicht benennt einige der zurzeit wichtigen Forschungsschwerpunkte der Abteilung Allgemeinmedizin. Eine vollständige Auflistung aller Publikationen und Vorträge kann unter den Reitern 'Veröffentlichungen' bzw. 'Vorträge' nachgeschlagen werden.



Hausarztbasierte Demenzdiagnostik und -versorgung





Teils in Kooperation mit Expert*innen aus der Gerontopsychiatrie konzipiert und realisiert das ZAG multimethodische Studien, die die Erforschung und Optimierung der hausärztlichen Demenzdiagnostik und -versorgung zum Ziel haben. Die Identifizierung von relevanten Einflussfaktoren der hausärztlichen Demenzversorgung sowie die Thematik der Früherkennung stehen hierbei im Zentrum. Auch die Einbindung in entsprechende Beratungs- und Betreuungsnetzwerke sowie die Unterstützung Angehöriger spielen eine Rolle. Das ZAG ist beteiligte Einrichtung an der vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderten Studie DemStepCare (Hausarztbasierte Demenzversorgung mit koordinierter Kooperation und risikostratifiziertem Einsatz spezialisierter Pflegekräfte).

Beispielhafte Studien:







Lebererkrankungen in der Hausarztpraxis





Durchgeführte Studien zu diesem Projektschwerpunkt befassen sich mit der Frage, wie Allgemeinmediziner*innen diagnostisch bei der (Früh-)Erkennung von Lebererkrankungen vorgehen, welche Strategien zur Abklärung erhöhter Leberwerte verfolgt werden, wie sie die Zusammenarbeit mit Fachärzt*innen bzw. Spezialambulanzen erleben und wo spezifische Schulungsbedarfe liegen. Um eine vergleichende Perspektive zu ermöglichen, wurden auch niedergelassene gastroenterologische Fachärzt*innen zur Kooperation mit allgemeinärztlichen Primärversorger*innen befragt. Ziel ist es, systematische Vorschläge zur Optimierung der hausärztlichen Leberdiagnostik bzw. -versorgung zu erarbeiten. Zudem war das ZAG beteiligte Einrichtung an der vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderten SEAL-Studie (Structured Early Assessment for Asymptomatic Liver Cirrhosis). 

Beispielhafte Studien:







Nutzungs- und Wirkungspotenziale von eHealth/mHealth für die allgemeinmedizinische Tätigkeit und Patient*innenversorgung





Um Chancen und sinnvolle Einsatzpotenziale von digitalen und telemedizinischen Gesundheitsangeboten auszuloten sowie Implikationen und Handlungsempfehlungen für die allgemeinmedizinische Tätigkeit abzuleiten, verfolgt das ZAG diverse Forschungsprojekte. Diese befassen sich etwa mit Nutzungs- und Wirkungspotenzialen von Gesundheits-Apps aus Sicht von Ärzt*innen und Patient*innen, Arztbewertungsportalen, Gesundheits- und medizinischen Beratungsangeboten im Internet sowie digitaler Risikokompetenz. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Erforschung internetassoziierter Gesundheitsängste (u.a. Cyberchondrie) im Praxisgeschehen. In den Jahren 2019 und 2020 kooperierte das ZAG mit dem Bundesministerium für Gesundheit hinsichtlich der Konzeption eines nationalen Gesundheitsportals (www.hih-2025.de). Hierzu wurden separate empirische Studien und Hintergrundanalysen durchgeführt. In den Jahren 2020 und 2021 erfolgte ferner eine Projektförderung durch das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) zur Prävalenz von Gesundheits-Apps unter hausärztlichen Patient*innen.

Beispielhafte Studien:



  • Wangler J, Jansky M. Two years of approved digital health applications in Germany - Perspectives and experiences of general practitioners with an affinity for their application. The European Journal of General Practice (EJGP) 2023, 29 (1): 2186396. Online verfügbar unter: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/13814788.2023.2186396 [Open Access]
  • Wangler J, Jansky M. Attitudes and experiences of registered diabetes specialists in using health apps for managing type 2 diabetes: Results from a mixed-methods study in Germany 2021/2022. Archives of Public Health 2023, 81 (1): 36. 'Online First' verfügbar unter: https://archpublichealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13690-023-01051-0 [Open Access]
  • Wangler J, Jansky M. Welche Potenziale und Mehrwerte bieten DiGA für die Primärversorgung? - Ergebnisse einer Befragung von Hausärzt*innen in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 2022, 65 (12): 1334-1343. Online verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-022-03608-w [Open Access]
  • Wangler JJansky M. Internetassoziierte Gesundheitsängste in der hausärztlichen Versorgung - Ergebnisse einer Befragung unter Allgemeinmediziner*innen und hausärztlich tätigen Internist*innen in Hessen. Deutsche Medizinische Wochenschrift (DMW) 2019144 (16): e102-e108. Online verfügbar unter: https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/a-0842-8285 [Open Access]




Strukturierte Versorgung und Leitlinienorientierung





Es sind verschiedene Studien durchgeführt worden, die sich mit der Frage beschäftigen, wie die hausärztliche Versorgung in Fragen von Diagnostik, Verlaufsbegleitung, Management und der Zusammenarbeit mit anderen Versorgungsebenen aufgrund von evidenzbasierten Handlungsempfehlungen gefördert, effektiviert und optimiert werden kann. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Erforschung der hausärztlichen Leitlinienorientierung bzw. -adhärenz sowie Einstellungen und Erfahrungswerten mit Blick auf Disease Management-Programme. Darüber hinaus wirken hausärztlich tätige Lehrbeauftragte des ZAG an der Entwicklung und Erprobung von Leitlinien mit, insbesondere im Kontext der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM).

Beispielhafte Studien:



  • Wangler J, Jansky M (im Erscheinen). Mehr Orientierung durch Disease und Case Management? - Zusammenschau einer Studienreihe zur hausärztlichen Versorgung. In Straub C (Hrsg.), Transparenz im Gesundheitswesen. Vertrauen. Wissen. Partizipation. Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft/Barmer. [geplanter Erscheinungstermin: Oktober 2023] 
  • Wangler JJansky M. What can diagnostic algorithms do for primary care? - Results of a survey among general practitioners in Germany. Primary and Hospital Care - Allgemeine & Innere Medizin 2022, 22 (11): 340-344. Online verfügbar unter: https://primary-hospital-care.ch/article/doi/phc-d.2022.10484 [Open Access]
  • Wangler J, Jansky M. What is the significance of guidelines in the primary care setting? - Results of an exploratory online survey of general practitioners in Germany. Wiener Medizinische Wochenschrift (WMW) 2021, 171 (13): 321-329. Online verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s10354-021-00849-3 [Open Access]
  • Wangler JJansky M. Anderthalb Dekaden Disease-Management-Programme - eine Bilanz zum Status quo aus hausärztlicher Sicht. Deutsche Medizinische Wochenschrift (DMW) 2019, 145 (6): e32-e40. Online verfügbar unter: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/a-1008-5848 [Open Access]




Spezifische Versorgungsbedarfe in der Hausarztpraxis





Um belastbare Erkenntnisse über die Betreuungs- und Versorgungsbedürfnisse bestimmter Patientenklientele in der hausärztlichen Versorgung zu gewinnen, sind mehrere Forschungsprojekte initiiert worden. Dabei wird nicht nur die Patient*innenperspektive eingeholt, sondern auch Einstellungen und Erfahrungen von Hausärzt*innen vergleichend gegenübergestellt. Bislang lag der Fokus in diesem Bereich auf hausärztlichen Betreuungsbedürfnissen pflegender Angehöriger, dem Adipositasmanagement in der Hausarztpraxis, der Bewegungsförderung bei älteren Patient*innen sowie der Betreuung von Asylbewerber*innen in der hausärztlichen Basisversorgung (Betreuungsbedürfnisse, somatoforme Störungen, Untersuchung der Hepatitis-C-Prävalenz). 

Beispielhafte Studien:







Hausärztemangel und Förderung der Hausarztmedizin





Dieser Projektschwerpunkt widmet sich verschiedenen Fragestellungen und Ansatzpunkten im Zusammenhang des Themas Hausärztemangel bzw. dessen Bekämpfung. Unter Berücksichtigung der spezifischen allgemeinärztlichen (Erfahrungs-)Perspektive sollen Konzepte benannt werden, die eine längerfristige flächendeckende Sicherstellung der Hausarztmedizin gewährleisten können. 

Beispielhafte Studien:



  • Wangler J, Jansky M (im Erscheinen). How can primary care be secured in the long term? - A qualitative study from the perspective of general practitioners in Germany. The European Journal of General Practice (EJGP).
  • Wangler JJansky M. Lösungsansätze zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung - Wofür plädieren Allgemeinmediziner*innen? Zeitschrift für Allgemeinmedizin (ZFA) 2022, 98 (7-8): 250-256. Online verfügbar unter: https://www.online-zfa.com/fileadmin/user_upload/Loesungsansaetze_zur_Sicherung.pdf




Hausarztmedizin im Forschungs- und Innovationskontext





Dieser Schwerpunkt versammelt Teilstudien, die der Frage nach der Einbeziehung der Hausarztmedizin in klinische und Versorgungsforschung nachgehen (insbesondere Innovationsfonds). Damit zusammenhängend, werden Chancen und Voraussetzungen, aber auch Hürden und Herausforderungen sowie Optimierungspotenziale einer Integration von Hausärzt*innen in komplexe Versorgungsforschung beleuchtet.  

Beispielhafte Studien:



  • Wangler J, Jansky M. Innovationsfonds und Primärversorgung - Welche Erwartungen und Erfahrungen vertreten Hausärzt*innen in Bezug auf die Teilnahme an innovativen Versorgungsmodellen? Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 2022, 65 (6): 697-705. Online verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-022-03533-y [Open Access]
  • Wangler J, Jansky M. Experiences with Innovation Fund healthcare models in primary care: A qualitative study amongst German general practitioners. Wiener Medizinische Wochenschrift (WMW) 2022. 'Online First' verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s10354-022-00935-0 [Open Access]




Lehrforschung zur Optimierung der allgemeinmedizinischen Lehre und Weiterbildung





Ein spezifischer Schwerpunkt gilt der Optimierung  der allgemeinmedizinischen Lehre über eigenständige Lehrforschungsprojekte. Das vom Deutschen Hausärzteverband geförderte Projekt Mainzer Allgemeinmedizin – Begleitetes Studieren fokussiert u.a. auf die Studierendenbetreuung im Blockpraktikum und die longitudinale Patient*innenbetreuung während des Studiums. Ziel ist es, die diagnostische Kompetenz bei Studierenden noch besser zu schulen und das Interesse an einer späteren allgemeinmedizinischen Tätigkeit zu fördern. Darüber hinaus entwickelt das ZAG im Bereich der Lehrforschung E-Learning-Angebote und Lehrvideos. Seit der Gründung des Kompetenzzentrums Weiterbildung Allgemeinmedizin Rheinland-Pfalz ist auch die Unterstützung der allgemeinmedizinischen Weiterbildung mit der Perspektive einer späteren Niederlassung fest am ZAG verankert; hierzu sind ebenfalls einschlägige Forschungsarbeiten entstanden. 

Beispielhafte Studien:



  • Winzer A, Jansky M. Aneignung hausärztlicher Rollen während des ambulanten Weiterbildungsabschnitts und professionsbildende Bedingungen in den Weiterbildungspraxen - Eine Befragung rheinland-pfälzischer Ärzt*innen in der Weiterbildung Allgemeinmedizin. Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen (ZEFQ). 'Online First' verfügbar unter: www.zefq-journal.com/article/S1865-9217(23)00056-9
  • Breinbauer MJansky M. Vorstellungen und Erwartungen von zukünftigen Landärzt:innen in Bezug auf das Studium und die spätere Berufstätigkeit. Zeitschrift für Allgemeinmedizin (ZFA) 2022, 98 (6): 215-219. Online verfügbar unter: https://www.online-zfa.de/fileadmin/user_upload/Vorstellungen_und_Erwartungen_Landarzt_NEU.pdf 




Einfluss kultureller und medialer Alters(re-)präsentationen auf Gesundheits- und Alterserleben





Kulturell und massenmedial verbreitete Altersdarstellungen haben für gesellschaftliche Vorstellungen vom Alter und Älterwerden große Bedeutung. Bislang fehlen empirische Befunde, welche Wirkungen insbesondere medienvermittelte (Re-)Präsentationen vom höheren Lebensalter auf Rezipient*innen haben können. Damit einher gehen auch und gerade einstellungsverändernde Effekte auf das subjektive Gesundheits- und Alterserleben von älteren Menschen. Hierzu werden ausführliche (quasi-)experimentelle Studien erarbeitet.  

Beispielhafte Studien:



  • Wangler J, Jansky M. Media portrayal of old age and its effects on attitudes in older people: findings from a series of studies. Humanities & Social Sciences Communications (HSSC) 2023, 10 (165): 1-9. Online verfügbar unter: https://www.nature.com/articles/s41599-023-01671-5 [Open Access]
  • Wangler J, Jansky M. Wie wirken mediale Altersbilder auf ältere Menschen? – Ergebnisse einer Rezeptionsstudie. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie (ZGG) 2020, 54 (7): 676-684. Online verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s00391-020-01745-y [Open Access]