Alexander Karl-Stiftung fördert Forschungsprojekt der Universitätsmedizin Mainz zu Lebertransplantationen
Klinik will neuartige Technik der Organkonservierung klinisch und wissenschaftlich untersuchen
Mit rund 300.000 Euro fördert die Alexander Karl-Stiftung ein klinisch-wissenschaftliches Forschungsprojekt der Universitätsmedizin Mainz zur Organkonservierung bei Lebertransplantationen. Die Fördermittel wird die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie (AVTC) nutzen, um eine der wichtigsten Innovationen im Bereich der Organtransplantation, die sogenannte Maschinenperfusion, klinisch zu etablieren und ihre Vorzüge gegenüber bisher üblichen Techniken zu erforschen. Mit dem neuen Verfahren können entnommene Spenderorgane bis zur Transplantation effektiver konserviert und ihre Eignung für eine Transplantation besser beurteilt werden. Das könnte auch dem Organmangel entgegenwirken.
Lebensrettende Organtransplantationen sind nur möglich, wenn geeignete Spenderorgane zur Verfügung stehen. Doch davon gibt es in Deutschland nach wie vor viel zu wenige. Dabei mangelt es nicht nur an einer ausreichenden Anzahl an Spenderorganen. Mit immer älteren und damit auch kränkeren Organspender:innen wird auch die Qualität und Eignung der Organe zur Transplantation immer kritischer. Gerade bei diesen kritischeren Organen ist ein optimales Management enorm wichtig. Der Art und Weise, wie diese Organe in den Stunden zwischen Entnahme und Transplantation konserviert werden, kommt daher eine große Bedeutung zu. Um die Konservierung der gespendeten Organe zu optimieren, wurde in den letzten Jahren eine Idee aus den 1930er Jahren wiederbelebt und eine Technologie für aktuelle Organtransplantationen entwickelt: die sogenannte Maschinenperfusion.
„In der Organtransplantation ist die Frage, wie entnommene Spenderorgane bestmöglich konserviert und geschützt werden können, von zentraler Bedeutung. Um immer bessere Antworten zu finden, bedarf es intensiver Forschung. Daher freue ich mich, dass wir durch unsere finanzielle Förderung und die damit mögliche Nutzung der Maschinenperfusion einen Beitrag für dieses so wichtige Thema leisten können“, betont Univ.-Prof. Dr. Reinhard Urban, Vorstandsmitglied der Alexander Karl-Stiftung.
Herkömmliche Konservierung im Vergleich zur neuen Maschinenperfusion
Beiden Verfahren – also der herkömmlichen Konservierung und der Maschinenperfusion – ist gemeinsam, dass die Organe während der Entnahmeoperation mit einer eiskalten Lösung durchgespült werden, um sie zu kühlen und das Blut auszuwaschen. Hier endet die Gemeinsamkeit. Bei der herkömmlichen Konservierung, die auch aktuell noch in Deutschland der Standard ist, wird das Organ dann ohne weitere Maßnahmen in einen Behälter mit Eis gelegt und zum Transplantationszentrum gebracht. Trotz der Kühlung tut diese Zeit dem Organ, vor allem dem kritischen Organ, nicht gut, insbesondere auch, weil es in dieser Zeit nicht mit Sauerstoff versorgt wird. Bei der Maschinenperfusion hingegen wird das entnommene Organ während der ganzen Zeit zwischen Entnahme und Wiedereinpflanzung oder zumindest in der Endphase dieser kritischen Zeit mit einer mit Sauerstoff angereicherten Lösung durchspült. Hierzu kann entweder eine kalte Konservierungslösung oder eine warme blutähnliche Lösung oder Vollblut verwendet werden. Dadurch kann nicht nur die allmähliche Schädigung des Organs in der Zeit zwischen Entnahme und Wiedereinpflanzung abgemildert, sondern im Falle der Verwendung von Blut auch die Funktionstüchtigkeit und Eignung des Organs zur Transplantation besser beurteilt werden.
„Die Maschinenperfusion wird international bereits erfolgreich in der klinischen Praxis angewendet. In Deutschland soll die Technik künftig neuer klinischer Standard werden“, schildert Univ.-Prof. Dr. Hauke Lang, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin Mainz. „Als eines der fünf größten deutschen Zentren im Bereich der Lebertransplantation sehen wir es als eine unserer wichtigsten Aufgaben an, durch neue Technologien die Erfolgsaussichten der Lebertransplantation durch optimale Nutzung und Konservierung der raren Spenderorgane noch weiter zu steigern. Wir sind der Alexander Karl-Stiftung sehr dankbar, dass sie uns dabei unterstützt.“
„Unser erstes Ziel ist es, die neue Technik der Maschinenperfusion im Bereich der klinischen Lebertransplantation hier in Mainz zu etablieren. Zudem möchten wir an einer deutschlandweiten klinischen Studie zur Maschinenperfusion in der Lebertransplantation teilnehmen, an der bisher nur wenige Zentren partizipieren können“, erklärt der Leiter des Lebertransplantationsprogramms an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Dr. Jens Mittler. In dieser Studie werden unterschiedliche Verfahren der Maschinenperfusion – einmal mit einer gekühlten Lösung, einmal mit einer auf Körpertemperatur erwärmten Lösung – mit der herkömmlichen Konservierung verglichen.
Insbesondere drei Fragen stehen bei dem Forschungsprojekt zur Maschinenperfusion im Fokus: Wie lässt sich verhindern, dass das entnommene Organ durch eine unzureichende Durchblutung zu wenig Sauerstoff erhält und dadurch geschädigt wird? Wie lassen sich mehr Informationen über die Organqualität und -eignung generieren? Wie lassen sich so die Erfolgschancen der Transplantation erhöhen? „Langfristig wollen wir das Potenzial dieser innovativen Methode optimal ausschöpfen, um Patientinnen und Patienten, die auf ein Spenderorgan warten, noch besser helfen zu können“, so Hauke Lang abschließend.
Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Hauke Lang, MA, FACS
Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie
Universitätsmedizin Mainz
Telefon 06131 17-7291
E-Mail
Dr. Jens Mittler
Oberarzt, Leiter des chirurgischen Bereichs Lebertransplantation
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie
Universitätsmedizin Mainz
Telefon 06131 17-2063
E-Mail
Pressekontakt:
Dr. Renée Dillinger-Reiter
Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Universitätsmedizin Mainz
Telefon 06131 17-7424
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Über die Alexander Karl-Stiftung
Die Alexander Karl-Stiftung ist im Juli 2000 von dem 2009 verstorbenen Mainzer Automobilkaufmann Alexander R. Karl ins Leben gerufen worden. Sie dient der unmittelbaren Förderung von Wissenschaft und Forschung auf den Gebieten der Betriebswirtschaftslehre, der Rechtswissenschaft und der Medizin. Insbesondere unterstützt die Stiftung konkrete Projekte der Fachbereiche Medizin sowie Recht und Wirtschaft mit den Zielrichtungen Automobilwirtschaft, Automobiltechnik und medizinische Aspekte der motorisierten Mobilität.
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten und jährlich rund 340.000 Menschen stationär und ambulant versorgen. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Mehr als 3.600 Studierende der Medizin und Zahnmedizin sowie rund 630 Fachkräfte in den verschiedensten Gesundheitsfachberufen, kaufmännischen und technischen Berufen werden hier ausgebildet. Mit rund 8.700 Mitarbeitenden ist die Universitätsmedizin Mainz zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor.
[Stand: 2023]
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