Der im Universitätsklinikum eingeleitete Konsolidierungsprozess zeigt positive Wirkungen. Zu diesem Ergebnis kommen die Aufsichtsratsvorsitzende Doris Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, und der Klinikvorstand des Klinikums der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Gemeinsam stellten sie heute bei einer Pressekonferenz den Jahresabschluss 2006 vor. Dabei konnten Aufsichtsrat und Klinikvorstand mitteilen, dass es gelungen ist, das negative Ergebnis des Jahres 2005 in Höhe von -25,7 Mio. Euro im Jahr 2006 um 11,0 Mio. Euro auf -14,7 Mio. Euro zu senken. Das für das Geschäftsjahr 2006 geplante Jahresergebnis in Höhe von -19,4 Mio. Euro wurde damit um 4,7 Mio. Euro unterschritten.
„Ich bin zuversichtlich, dass nun die Abwärtsentwicklung gestoppt ist“, kommentierte Ahnen die Bilanz des vergangenen Jahres. Aufgrund des „erfreulichen Ergebnisses“ habe der Aufsichtsrat in Abstimmung mit dem Klinikvorstand die mittelfristige Entwicklung anpassen können. Der Wirtschaftsplan 2007 sehe nunmehr einen Rückgang des Jahresfehlbetrags auf 7,8 Millionen Euro vor; für das Jahr 2008 solle der Jahresfehlbetrag weiter auf dann 5,8 Millionen Euro sinken und die Nulllinie nun bereits 2009 – und damit ein Jahr früher als bisher prognostiziert – erreicht werden.
Ahnen betonte, dass es verfrüht wäre, Entwarnung zu geben. „Aber wir haben Grund zur Hoffnung, dass sich die wirtschaftliche Situation des Klinikums nachhaltig bessert“, erklärte die Ministerin und Aufsichtsratsvorsitzende. Dies müsse das Interesse aller Beteiligten sein. Schließlich sei die Mainzer Uniklinik die einzige in Rheinland-Pfalz und einer der regional größten Arbeitgeber. „Die Mainzer Uniklinik bietet Forschung, Lehre und Krankenversorgung auf höchstem Niveau. Dies wollen wir auch in Zukunft gewährleisten“, sagte Ahnen. Dank sagte sie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die durch großes Engagement dafür gesorgt hätten, dass die Mainzer Universitätsmedizin bundesweit einen so hervorragenden Ruf genieße.
„Die positive wirtschaftliche Entwicklung wurde unter anderem vor dem Hintergrund eines gestiegenen betrieblichen Umsatzes im stationären und ambulanten Bereich erreicht“, erläuterte ergänzend der Verwaltungsdirektor des Klinikums, Norbert Finke. „Dabei haben vergütete Mehrleistungen in Verbindung mit zufriedenstellenden Verhandlungsergebnissen mit den Kostenträgern die Erlössituation verbessert. Allerdings bleibt festzuhalten, dass bei weiter bestehendem negativen Jahresergebnis weitere Vergütungsoptimierungen nötig sind.“
Gleichzeitig hätten sich Prozessoptimierungen und eine weitere Standardisierung – hierzu zählten etwa die Straffung des Produktsortiments beim medizinischen Sachbedarf oder weitere Optimierungen im Einkauf – auf der Aufwandsseite positiv ausgewirkt. Die Standardisierung des medizinischen Sachbedarfs und Optimierungen im Einkauf seien Projekte des Erneuerungskonzepts, das der Aufsichtsrat 2004 auf Vorschlag des damaligen Klinikvorstands auf den Weg gebracht habe. Nach zögerlichem Beginn hätten sich die realisierten Einsparungen durch Projekte des Erneuerungskonzepts im letzten Jahr sehr gut entwickelt und lägen inzwischen im siebenstelligen Bereich, so Finke.
Das Geschäftsjahr 2006 sei auch geprägt durch den Streik der Ärzteschaft und die damit verbundenen Tarifverhandlungen. Die bis zur Jahresmitte 2006 entstandenen Fallzahlrückgänge hätten im Laufe des zweiten Halbjahres in nahezu vollem Umfange ausgeglichen werden können. „Dies war nur möglich durch eine hohe Leistungsbereitschaft aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, betonte Finke. „Für dieses verantwortungsvolle solidarische Handeln möchte ich allen Beschäftigten an dieser Stelle ausdrücklich danken.“
Im Zuge der weiteren wirtschaftlichen Konsolidierung müsse dennoch der Personalstand grundsätzlich überprüft und reduziert werden – daher habe der Klinikvorstand im Laufe des Geschäftsjahres 2006 eine erlösorientierte Personalbedarfsrechnung durchführen lassen und mit allen Fachabteilungen Zielvereinbarungsgespräche geführt. Diese erlösorientierte Personalbedarfsrechnung sei neben dem Erneuerungskonzept eine weitere Säule des eingeleiteten Reformprozesses. Nach den Vorstellungen des Klinikvorstands muss das Klinikum bis zum Jahr 2010 im worst case 580 Vollkräftestellen abbauen – davon seien alle Berufsgruppen des Klinikums betroffen. „Dieser ‚worst case’ würde aber nur eintreten, wenn es uns andererseits nicht gelänge, neue Erträge zu generieren“, erläuterte Norbert Finke. „Wir gehen aber davon aus, dass wir unsere Erlöse weiter steigern können, etwa durch den Aufbau neuer Versorgungsformen. Daher sind wir optimistisch, dass wir den notwendigen Stellenabbau abpuffern können.“
Für das Geschäftsjahr 2007 sieht der Wirtschaftsplan einen Abbau von 185 Vollkräften vor. Bis Ende Mai wurden davon 80 Vollkräfte eingespart. Der Ärztliche Direktor, Prof. Peter Galle, bekräftigte, dass es durch diesen Personalabbau zu keiner Verschlechterung der Versorgungsqualität der Patienten gekommen ist. „Auch bei allen zukünftig anstehenden Veränderungen soll die Qualität von Patientenversorgung, Forschung und Lehre erhalten bleiben“, betonte der Ärztliche Direktor. „Das hat höchste Priorität.“
„Eine wirtschaftliche Konsolidierung, wie wir sie derzeit anstreben, ist eine enorme Herausforderung. Sie kann nur als gemeinsame Kraftanstrengung gelingen. Wir wissen, dass wir den Mitarbeitern dabei sehr viel abverlangen. Umso höher ist daher ihre große Leistungsbereitschaft einzuschätzen“, so der Ärztliche Direktor weiter. „Auf der anderen Seite dürfen wir gerade jetzt nicht in unseren gemeinsamen Anstrengungen nachlassen. Denn noch liegt ein großes Stück Arbeit vor uns, Entwarnung können wir also nicht geben – gerade auch im Hinblick auf die bilanzielle Überschuldung von mehr als 60 Millionen Euro, die sich durch die Defizite der letzten Jahre inzwischen angehäuft hat. Die Ergebnisse für das Jahr 2006 sind jedoch sehr ermutigend.“
Auch die Leistungs- und Ertragsentwicklung des laufenden Jahres 2007 sei positiv, daher sehe der Klinikvorstand das Universitätsklinikum weiterhin auf einem guten unternehmerischen Entwicklungsweg, das geplante Jahresergebnis 2007 zu erreichen, sagte Galle.
Zurzeit würden wichtige Projekte zur Strukturverbesserung im Bereich des OP-Managements, des Managements der Intensivkapazitäten und des Notfallmanagements unter Maßgabe maximaler Patientensicherheit umgesetzt. „Zudem müssen wir die Stärken des Klinikums – sein hohes Leistungsniveau, die Breite des Angebotes, seine Innovationskraft sowie seine mittlerweile attraktive Baustruktur – nutzen, um zusätzliche Erträge zu generieren und Erlöse zu steigern. Gleichzeitig sind dabei die Abläufe und Prozesse in den Kliniken so zu gestalten, dass die Aufwandsseite entlastet wird“, bekräftigte der Ärztliche Direktor. „Dies kann beispielsweise durch neue Versorgungsformen im bislang unterfinanzierten ambulanten Bereich gelingen. So wird das Klinikum künftig strahlentherapeutische und nuklearmedizinische Leistungen in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) anbieten und sich damit an der vertragsärztlichen Versorgung beteiligen.“