Logo der Universitätsmedizin Mainz
Visual Universitätsmedizin Mainz

Behandlung von Thrombosen: T-Zellen haben therapeutischen Nutzen

Universitätsmedizin Mainz erzielt neue Erkenntnisse über die Rolle von Gedächtniszellen der Immunabwehr bei der Auflösung von Blutgerinnseln
Forschern am Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH), der Hautklinik und der Immunologie der Universitätsmedizin Mainz haben neue Erkenntnisse über die Mechanismen bei der Auflösung von Blutgerinnseln, medizinisch Thrombus, gewonnen. Sie konnten erstmals zeigen, dass die Effektor-Gedächtnis-T-Zellen, eine spezialisierte Untergruppe der sogenannten adaptiven Abwehrzellen, in Blutgerinnsel einwandern und dort eine Entzündung verursachen. Dadurch verzögert sich die Auflösung des Gerinnsels. Die Forschungsergebnisse könnten zu einer verbesserten Therapie des gestörten Blut-Kreislauf-Systems führen. Die Forschungsergebnisse wurden als Paper “Innate Effector-Memory T-Cell Activation Regulates Post-Thrombotic Vein Wall Inflammation and Thrombus Resolution” in der renommierten Fachzeitschrift „Circulation Research“ veröffentlicht. Die Bildung von Blutgerinnseln, sogenannten Thromben, schützt bei Verletzungen vor Blutverlust und dem Eindringen von Keimen. Allerdings kann ein Thrombus auch ohne Verletzung auftreten. In diesem Fall verstopft er die Gefäße des Blutkreislaufs. Wird der Thrombus abgeschwemmt, besteht für den Betroffenen ein erhöhtes Risiko, einen möglicherweise tödlichen Schlaganfall, eine Lungenembolie oder einen Herzinfarkt zu erleiden. Häufig löst sich der Blutpfropf vollständig wieder auf. Geschieht dies nicht, kann ein chronisches Venenleiden, das als „postthrombotisches Syndrom" bezeichnet wird, entstehen. Bislang werden Blutgerinnsel durch die Gabe von Blutgerinnungshemmern behandelt. Dieses Vorgehen übergeht jedoch die Bedeutung der zugrundeliegenden Entzündung und ist zudem mit dem Risiko von Blutungen verbunden. Eine therapeutische Beeinflussung der Entzündungsprozesse könnte dagegen zu einer ursächlichen Behandlung der Erkrankung führen, die die Schutzwirkung der Blutgerinnung nicht beeinträchtigt. Die hier vorgestellte Arbeit einer interdisziplinären Forschungsgruppe um Dr. Christian Becker vom Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz konzentrierte sich daher auf die Frage, wie sich T-Zellen zur Behandlung von Blutgerinnseln therapeutisch nutzen lassen. Die Wissenschaftler konnten anhand ihrer Forschungsergebnisse nun erstmals zeigen, dass eine spezialisierte Untergruppe der adaptiven Abwehrzellen, die sogenannten Effektor-Gedächtnis-T-Zellen, in Blutgerinnsel einwandert. Dort verursachen sie eine Entzündung und verzögern somit die Auflösung des Gerinnsels. Die Erkenntnisse können wesentlich dazu beitragen, die Mechanismen der Gerinnselauflösung genauer zu verstehen und bessere Therapien zu entwickeln. Sowohl für die Bildung als auch für die spätere Auflösung von Blutgerinnseln sind Zellen des Immunsystems verantwortlich. Tatsächlich stellt die Bildung von Blutgerinnseln einen viele Millionen Jahre alten Abwehrmechanismus gegen Krankheitserreger dar. Dieser kommt bereits in einfachen Organismen vor. Entsprechend glaubte man bisher, dass die in allen Organismen vorkommende, angeborene, sogenannte unspezifische Immunabwehr, die Bildung und Auflösung von Gerinnseln von Zellen steuert. Im Gegensatz zu einfachen Organismen, besitzen alle Säugetiere und somit auch der Mensch, neben der unspezifischen Immunabwehr weitere körpereigene „Kampftruppen“ von Abwehrzellen. Diese als spezifisch und adaptiv bezeichneten Abwehrzellen sind sehr anpassungs- und leistungsfähig: Sie erkennen die Krankheitserreger sehr viel genauer als die angeborene Immunabwehr. Zudem bilden sie langlebige Gedächtniszellen, die sich lebenslang an diese Erreger erinnern und so vor Erkrankungen schützen. Die Forschungsergebnisse wurden als Paper “Innate Effector-Memory T-Cell Activation Regulates Post-Thrombotic Vein Wall Inflammation and Thrombus Resolution” in der renommierten Fachzeitschrift „Circulation Research“ veröffentlicht. Das Zentrum für translationale vaskuläre Biologie (CTVB) hat es zum „CTVB Paper of the Month“ gewählt. Mit dieser Auszeichnung honoriert das CTVB jeden Monat eine aktuelle wissenschaftliche Arbeit von Mitgliedern der Einrichtungen des Forschungszentrums. Weitere Informationen zur Studie:
Natascha Luther, Fatemeh Shahneh, Melanie Brähler, Franziska Krebs, Sven Jäckel, Saravanan Subramaniam, Christian Stanger, Tanja Schönfelder, Bettina Kleis-Fischer, Christoph Reinhardt, Hans C Probst, Philip Wenzel, Katrin Schäfer, Christian Becker: “Innate Effector-Memory T-Cell Activation Regulates Post-Thrombotic Vein Wall Inflammation and Thrombus Resolution”; Circulation Research; doi: https://doi.org/10.1161/CIRCRESAHA.116.309301 http://circres.ahajournals.org/content/early/2016/10/05/CIRCRESAHA.116.309301
Kontakt
Univ.-Prof. Dr. Philipp Wild,
Leiter Präventive Kardiologie und Medizinische Prävention und Sprecher des CVTB,
Zentrum für Kardiologie, Kardiologie I,
Telefon +49 (0) 6131 17- 7163,
E-Mail: philipp.wild@unimedizin-mainz.de Pressekontakt
Barbara Reinke,
Stabsstelle Unternehmenskommunikation der Universitätsmedizin Mainz,
Telefon 06131 17-7424, Fax 06131 17-3496,
E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de