Entgegen der landläufigen Meinung erkranken nicht nur ältere Menschen an Grünem Star (im Fachjargon Glaukom). Auch Kinder kann es treffen – bei ihnen ist das Glaukom in den meisten Fällen angeboren. Schätzungen zufolge kommt eins von 10.000 Kindern mit einem Glaukom zur Welt. Unbehandelt droht der völlige Sehverlust. Das Ziel des heute an der Universitätsmedizin Mainz offiziell eröffneten Deutschen Kinder-Glaukomzentrums Mainz ist es, bei den betroffenen Kindern das Sehvermögen zu erhalten. Das neue Profilzentrum der Universitätsmedizin Mainz wird überregionale Anlaufstelle für Kinder aus ganz Deutschland und darüber hinaus sein.
Bei der Eröffnung betonte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler: „Die Universitätsmedizin Mainz erweitert die große Augenklinik um ein Kinder-Glaukomzentrum. Damit stellt das größte rheinland-pfälzische Krankenhaus der Maximalversorgung erneut seine Expertise der Hochleistungsmedizin unter Beweis. Ich freue mich, dass damit für Kinder mit Augenerkrankungen herausragend gute Behandlungsmöglichkeiten in Rheinland-Pfalz entstehen.“
„Die Universitätsmedizin Mainz ist bereits heute im Bereich der Diagnostik und Versorgung von Glaukomen im Kindesalter eine bundesweit bekannte Anlaufstelle. Weltweit gibt es nur wenige vergleichbare Einrichtungen. Ich freue mich sehr, dass nun mit der Gründung und Etablierung des Deutschen Kinder-Glaukomzentrums Mainz diese besondere Expertise in einem Profilzentrum gebündelt und so insbesondere für die Betroffenen noch sichtbarer wird“, sagt die Vorstandsvorsitzende und medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Babette Simon. „Darüber hinaus wird der interdisziplinäre Austausch bei besonders komplexen Fällen intensiviert werden und es werden verstärkt gemeinsame Forschungsideen entwickelt und umgesetzt.“
Die Behandlung von Glaukompatienten zählt seit mehreren Jahrzehnten zu den Schwerpunkten der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz. Doch nicht nur Erwachsene, sondern auch Neugeborene, Kinder und Jugendliche werden seit über 20 Jahren hier operiert. Im letzten Jahr wurden rund 80 Kinder mit einem Glaukom von den Augenärzten der Universitätsmedizin Mainz operiert – Tendenz steigend. Viele der Patienten nahmen dabei weite Wege auf sich. „Tatsächlich kommen die meisten unserer kleinen Patienten nicht aus Rheinland-Pfalz, sondern aus ganz Deutschland, aber auch aus dem europäischen Ausland. Da lag es auf der Hand, ein Kinder-Glaukomzentrum zu gründen, zumal wir durch unseren bereits vor vielen Jahren etablierten Glaukomschwerpunkt über eine besondere Kompetenz verfügen“, erklärt der Direktor der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer.
„Bei richtiger Diagnosestellung und einer erfolgreichen Operation können wir den kleinen Patienten das Augenlicht retten und ihnen ein gutes Sehen ermöglichen. Mit der Einrichtung des Deutschen Kinder-Glaukomzentrums Mainz möchten wir unterstreichen, dass die Prognose bei einem kindlichen Glaukom sehr gut ist, wenn die Behandlung an einem spezialisierten Zentrum stattfindet“, ist die Leiterin des Deutschen Kinder-Glaukomzentrums Mainz, Univ.-Prof. Dr. Esther Hoffmann, überzeugt.
Was das Deutsche Kinder-Glaukomzentrum Mainz in besonderer Weise auszeichnet, ist die enge Zusammenarbeit der Augenklinik mit verschiedenen Einrichtungen der Universitätsmedizin Mainz. Dazu zählen das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, die Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie, die Klinik für Anästhesiologie, das Zentrum für Seltene Erkrankungen des Nervensystems, das Institut für Humangenetik und die Villa Metabolica.
Die Ursache des angeborenen Glaukoms liegt in einer Fehlentwicklung der Abflusswege des Kammerwassers aus den Augen während der Schwangerschaft. Infolge dieser Fehlentwicklung kommt es beim Fötus manchmal schon im Mutterleib zu einem deutlichen krankhaften Wachstum des Augapfels. Neben den vermeintlich „schönen großen Augen“ ist ein weiteres Kennzeichen des angeborenen Glaukoms die Hornhauttrübung, die auch von Kinderärzten im Rahmen der U-Untersuchungen diagnostiziert wird. Die betroffenen Kinder werden sodann an eine Einrichtung mit spezieller Expertise wie das Deutsche Kinder-Glaukomzentrum Mainz überwiesen.
Die Therapie des angeborenen und kindlichen Glaukoms ist fast immer operativ und lässt sich mit unterschiedlichen Verfahren durchführen, die von der genauen Diagnose und Ursache abhängen. Grundsätzlich haben alle Methoden das Ziel, den Augeninnendruck entweder durch künstliche Abflüsse oder durch eine verringerte Produktion von Kammerwasser zu beeinflussen. Die Experten in Mainz bieten alle gängigen Operationsmethoden von klassischer Trabekulotomie über Trabekulektomie, Kanaloplastik, 360 Grad-Trabekulotomie sowie alle sogenannten Stent- und Ventiloperationen an. Darüber hinaus kommen laserchirurgische Verfahren zum Einsatz.
Aktuell wird gegenwärtig auf Initiative des Deutschen Kinder-Glaukomzentrum Mainz ein nationales Glaukomregister für Glaukome im Kindesalter etabliert. „Dieses Register soll möglichst alle Patientendaten wie Alter, Geschlecht, Informationen über die Schwangerschaft, die Glaukomanamnese bis hin zu therapeutischen Eingriffen beinhalten“, sagt Esther Hoffmann.
„Uns interessieren natürlich auch Daten bezüglich der Operationsart, wie oft operiert wurde und vieles mehr. Diese Daten gilt es kontinuierlich zu ergänzen. In ein paar Jahren – das wäre der Idealfall – haben wir dann aussagekräftige Daten zum Vorkommen und zur Häufigkeit von Glaukomerkrankungen im Kindesalter“, sagt Prof. Esther Hoffmann.
Weitere Informationen:
Bildunterschrift: (v.l.n.r.) Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, Pflegevorstand Marion Hahn, Vorstandsvorsitzende und Medizinischer Vorstand Prof. Dr. Babette Simon, Univ.-Prof. Dr. Esther Hoffmann, Wissenschaftlicher Vorstand Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann und Kaufmännischer Vorstand Dr. Elke Frank freuen sich über die Eröffnung des Deutschen Kinder-Glaukomzentrums Mainz
Quelle: Peter Pulkowski (kostenfreie Verwendung des Bildes nur bei Nennung der Quelle)
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Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de