Brustkrebs

"Die Heilungschancen bei Brustkrebs werden immer besser. Neben optimierter Diagnostik und Therapie spielt die Etablierung zertifizierter Zentren eine wesentliche Rolle. Das Brustzentrum der Universitätsmedizin Mainz war 2003 eines der ersten dieser Zentren in Deutschland. Seit dieser Zeit bieten die beteiligten Einrichtungen Patientinnen modernste qualitätsgesicherte Therapien bei Brustkrebs an." (Univ.-Prof. Dr. Annette Hasenburg, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit und Leiterin des Brustzentrums)

Hintergrundinformation

In Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als 70.000 Frauen an Brustkrebs – damit ist dies die häufigste Krebsart bei Frauen. Die Früherkennung mit der Einführung des Mammographie-Screenings, die sachgerechte, nach internationalen Standards ablaufende Behandlung und neue medikamentöse Therapien haben in den letzten Jahren die Heilungschancen bei Brustkrebs wesentlich verbessert. Insbesondere die Einrichtung von zertifizierten Brustzentren hat hierzu wesentlich beigetragen. 

Interdisziplinäre Behandlungsansätze versprechen eine optimale Therapie und bestmögliche Lebensqualität

Jeder Brust-Tumor ist anders und seine Behand­lung erfordert interdiszipli­näres Know-How. Im universitären Brustzentrum arbeiten aus diesem Grund Gynäkologen, Radiologen, Strahlentherapeuten, Nuklearmediziner, Onkologen, Pathologen und Psychologen intensiv zusammen. Das Ergebnis der wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenz ist ein individueller Behandlungsplan für jede Patientin, der heute meist viele verschiedene Therapiebausteine beinhaltet – von der Operation über die Bestrahlung und Chemotherapie bis hin zur Hormon- und Antikörpertherapie. Darüber hinaus wird für Patientinnen mit erblich bedingtem Brustkrebs und deren Angehörige sowie für Frauen mit einer Häufung von Brust- oder Eierstockkrebs in der Familie eine interdisziplinäre Beratung und Therapie durch Gynäkologen, Humangenetiker und Psychoonkologen angeboten. 
 
In den meisten Fällen ist eine Operation unumgänglich. Diese kann aber heute in etwa 70 Prozent der Fälle brusterhaltend durchgeführt werden. Selbst bei großen und ungünstig liegenden Tumoren sowie Tumoren in einer kleinen Brust ist dies heute dank besonderer OP-Techniken möglich. Muss in einzelnen Fällen doch die Brust entfernt werden, gibt es heute für jede Brustform geeignete Verfahren zur Brustrekonstruktion, die den Wunsch der Patientinnen einbeziehen. 
 
Zudem setzen die Mediziner bei Brustkrebsoperationen auf die so genannte Wächterlymphknotenmarkierung, die sie gemeinsam mit Nuklearmedizinern durchführen. Mittels radioaktiver Markierung kann der Chirurg so den Wächterlymphknoten sicher identifizieren. Dadurch ist auch die Operation der Lymphknoten in der Achsel minimal-invasiv möglich, um spätere Beschwerden wie Lymphödeme und Bewegungseinschränkungen im Arm zu vermeiden. 
 
Beim Brustkrebs wurde schon verhältnismäßig früh die individuelle "Biologie" des Tumors in die Therapieentscheidungen mit einbezogen. Die Ärzte untersuchen heute beispielsweise routinemäßig, ob die Tumorzellen Hormonrezeptoren auf ihrer Oberfläche tragen. In diesem Fall können Patentinnen von einer Anti-Hormontherapie profitieren. Ebenfalls wird bei allen Patientinnen untersucht, ob ein weiteres bestimmtes Molekül auf der Oberfläche der Tumorzellen besonders häufig vorkommt – der Her2-Rezeptor. Dies ist bei etwa einem Fünftel der Patientinnen der Fall. Deren Prognose kann heute durch eine Antikörpertherapie wesentlich verbessert werden. Dies ist eine der ersten praktischen Anwendungen der Präzisionsmedizin, die die klinische Routine erreicht und bereichert haben.
 
In der Forschung richten Professor Schmidt, Leiter der Abteilung für Konservative und Molekulare Gynäkologische Onkologie an der Mainzer Universitäts-Frauenklinik und sein Team den Fokus auf die Identifizierung weiterer Biomarker bei Brustkrebs, sowie die Entwicklung von Immuntherapien und Impfstrategien gegen Brustkrebs. Aufbauend auf diesen Forschungen konnte zum Beispiel ein Test entwickelt werden, der bei Frauen mit "hormonrezep­tor-positivem" Brustkrebs mithilft zu entscheiden, ob eine Chemotherapie nach der Operation nötig ist. Durch zahlreiche klinische Studien erhalten Patientinnen zudem Zugang zu innovativen medikamentösen Therapieansätzen.
 
Ein weiterer Schwerpunkt am Mainzer Brustzentrum ist die Behandlung der fortgeschrittenen Erkrankungssituation, bei der sich bereits Metastasen in anderen Organen gebildet haben. Neben einer effektiven Therapie rückt der Faktor "Lebensqualität" dabei mehr und mehr in den Fokus. Besonderen Wert wird hier auf die enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Frauenärzten gelegt. Durch diesen umfassenden Behandlungsansatz kann Patientinnen eine optimale Therapie bei Brustkrebs angeboten werden, die auch die Lebensqualität immer im Blick behält.