Tumoren des Muskuloskelettalen Systems

"Unsere Sprechstunde für Tumoren des Muskel- und Skelettsystems (Sarkomsprechstunde) ist die einzige interdisziplinäre orthopädisch-onkologische Spezialsprechstunde in Rheinland-Pfalz und im Rhein-Main-Gebiet und damit ein überregional etablierter Schwerpunkt. Zu uns kommen auch Patienten von weither." (Univ.-Prof. Dr. Philipp Drees, Leiter Orthopädie am Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie)

Hintergrundinformation

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Primäre bösartige Tumore des Muskel- und Skelettsystems werden als Sarkome bezeichnet. Sarkome sind eine sehr seltene Krebserkrankung, die nur etwa ein Prozent aller bösartigen Neubildungen ausmachen. Sie können von Muskulatur, Fett-, Knochen- oder Bindegewebe ausgehen und in allen Organen und Körperregionen auftreten. Heute kennt man mehr als 100 unterschiedliche Weichgewebs- und Knochentumoren, die sich durch ihr biologisches Verhalten, ihre Prognose und ihr Ansprechen auf unterschiedliche Behandlungsverfahren unterscheiden. Sie verursachen in der Regel Schmerzen und führen zu einer verminderten Mobilität und damit letztlich zu einer schlechten Lebensqualität. Die besten Aussichten auf Therapieerfolg versprechen sogenannte multimodale Behandlungskonzepte unter Einbeziehung von Chirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten und Pathologen. Deshalb ist die Etablierung spezialisierter Zentren mit starken interdisziplinären Teams von besonderer Bedeutung.

Sarkomsprechstunde: Ein starkes interdisziplinäres Team an der Universitätsmedizin Mainz

An der Universitätsmedizin Mainz erfolgt die ambulante Behandlung der Sarkompatienten in einer 2011 begründeten und seither etablierten spezialisierten, interdisziplinären Sprechstunde, die gemeinsam von Orthopäden, Allgemeinchirurgen, Internistischen Onkologen und Strahlentherapeuten angeboten wird. Hier erfolgen das Erstgespräch und die ersten Untersuchungen (klinische Untersuchung, Labor- und gegebenenfalls Röntgendiagnostik). Für die weitere Tumorabklärung wird anschließend eine Probe des betroffenen Gewebes entnommen und untersucht.
 
Den für den Patienten günstigsten Behandlungsplan erarbeiten Ärzte verschiedenster medizinischer Fachdisziplinen gemeinsam in einem wöchentlich stattfindenden Tumorboard. Die Therapie umfasst dabei in der Regel mehrere Bausteine: Operation, Chemotherapie und/oder Bestrahlung. Das chirurgische Vorgehen ist nach wie vor die sicherste Möglichkeit, um den Tumor lokal zu bekämpfen. Chemotherapie und Strahlentherapie sind jedoch im Gesamtkonzept der Therapie unersetzlich. Ziel einer Operation ist es, den gesamten Tumor mit einem möglichst weiten Sicherheitsabstand im gesunden Gewebe zu entfernen. Die Operationspräparate werden am Institut für Pathologie und in Referenzzentren von Sarkomspezialisten untersucht, um die genaue Diagnose festlegen zu können und um zu überprüfen, ob eine vollständige Entfernung des Tumors erfolgt ist. Durch den Befall von Muskeln und Gelenken ist zur Wiederherstellung der Mobilität der Patienten meistens eine Rekonstruktion notwendig. Mögliche Varianten sind Muskelverpflanzungen oder der Einbau von speziellen Tumorprothesen. Einen wesentlichen Beitrag zur Genesung leisten darüber hinaus Pflegepersonal, Physiotherapie, Psychosomatik und Sozialdienst sowie eine auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmte optimierte Schmerztherapie.
 
Die Nachsorge bei Sarkompatienten ist den internationalen Richtlinien entsprechend für mindestens zehn Jahre zu planen. Die Tumorart bestimmt dabei die Häufigkeit der Untersuchungen. Das Team der Sarkomsprechstunde begleitet daher alle Patienten in einem engen und regelmäßigen Kontakt über viele Jahre hinweg.