Prostatakrebs

"Ein Großteil der Patienten mit Prostatakrebs kann heute geheilt werden. Auch hier gilt: Je früher der Krebs erkannt wird, desto besser die Aussichten."  (Univ.-Prof. Dr. Axel Haferkamp, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie und Leiter des Prostatakarzinomzentrums)

Hintergrundinformation

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Der Prostatakrebs ist der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Jährlich werden etwa 60.000 Neuerkrankungen in Deutschland diagnostiziert. Ein Großteil der Patienten kann heute geheilt werden, entweder durch eine Operation oder durch Strahlentherapie. Hauptgrund hierfür ist, dass immer mehr Männer entsprechende Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen und die Krankheit dadurch immer früher erkannt wird. Bei einer Vorsorgeuntersuchung werden eine Tastuntersuchung sowie die Bestimmung des sogenannten PSA-Wertes im Blut durchgeführt. PSA steht für Prostata-Spezifisches Antigen. Hierbei handelt es sich um ein physiologisch in der Prostata vorkommendes Enzym, welches sowohl bei Entzündungen als auch im Falle eines Tumors im Blut häufig erhöht ist. Da PSA also nicht ausschließlich im Falle eines Tumors auftritt, ist die Bedeutung dieses Wertes nicht ganz unumstritten. Dies muss man bei der Interpretation des Wertes und bei der Beratung der Patienten unbedingt beachten.

Im Prostatakarzinomzentrum des UCT Mainz arbeiten wissenschaftlich und klinisch ausgewiesene Experten eng zusammen

Besteht der Verdacht auf einen bösartigen Tumor in der Prostata, ist eine Stanzbiopsie, also eine Gewebeentnahme angezeigt. Unter Ultraschallkontrolle und typischerweise durch den Enddarm entnehmen die Ärzte 10 bis 12 Proben des Prostatagewebes. Diese werden durch den Pathologen untersucht. Liegt ein Tumor in der Prostata vor, sind in Abhängigkeit des Tastbefundes, des PSA-Wertes und der Aggressivität des Tumors unter Umständen noch ergänzende Bildgebungen notwendig, um das Stadium der Erkrankung verlässlich beurteilen zu können.
 
Als heilende Therapie stehen bei einem Tumor der Prostata die radikale Prostatektomie,  also die chirurgische Entfernung der kompletten Prostata, oder die Strahlentherapie zur Verfügung. Falls der Patient sich bei entsprechend günstiger Tumorkonstellation nicht sofort für eine definitive Therapie entscheiden möchte, kann auch eine aktive Überwachung des Tumors angeboten werden. Diese als "Active Surveillance" bezeichnete Vorgehensweise ist jedoch nur bei ganz bestimmten Voraussetzungen möglich, etwa wenn der Tumor wenig aggressiv oder noch im Frühstadium ist.
 
Für die histologische Sicherung der Diagnose steht am Prostatakarzinomzentrum neben der klassischen Biopsie die fusionsgesteuerte gezielte Prostatastanzbiopsie zur Verfügung. Für die operative Therapie gibt es, je nach Tumorausdehnung und -aggressivität sowie unter Berücksichtigung der individuellen Patientenwünsche mehrere Verfahren, darunter die Roboter-assistierte minimal-invasive Entfernung der Prostata mit dem "da Vinci"-OP-System.
 
Das "da Vinci"-OP-System besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: zum einen dem System am Patienten mit vier Roboterarmen, welches die Operationsinstrumente und eine Kamera hält und bewegt, und zum anderen der Steuerkonsole, an der der Chirurg sitzt und die Instrumente steuert. Die Kamera liefert dabei hochaufgelöste, dreidimensionale und vergrößerte Bilder aus dem Körperinneren des Patienten, die der Chirurg auf einem Monitor an der Steuerkonsole sieht und anhand derer er sich orientiert. Umgekehrt überträgt ein Computer die Bewegungen des Chirurgen an die Roboterarme, welche die eigentliche Operation am Patienten vornehmen. Dabei kann der Computer sogar zu starke Bewegungen oder ein Zittern des Operateurs herausfiltern. Zudem sind die chirurgischen Instrumente flexibler und haben eine größere Bewegungsfreiheit, als die menschliche Hand. Überflüssig wird der Chirurg durch das "da Vinci"-System aber keinesfalls. Der Roboter unterstützt den Chirurgen lediglich, die Entscheidung über den nächsten Schritt liegt immer ausschließlich beim Chirurgen.
 
Für den Patienten ist ein Eingriff mit dem "da Vinci"-System schonender und er kann sich schneller erholen, gleichwohl ist er nicht für jeden Patienten die beste Methode. Hier ist eine individuelle Beratung unerlässlich. Bei etwa einem von zehn Männern hat der Prostatakrebs zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits Metastasen gebildet. Auch wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, kann durch eine Hormonblockade das Fortschreiten der Erkrankung verzögert werden, dies allerdings nur für eine gewisse Zeit. Schreitet die Erkrankung trotz Hormontherapie fort, spricht man von einem metastasierten, hormonrefraktären Prostatakarzinom (mHRPC). Bei diesen Patienten kann das Tumorwachstum durch verschiedene Therapieansätze, wie Hormontherapie, Chemotherapie oder Radionuklidtherapie, gehemmt werden.