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Das plastische Gehirn: Wie Schmerz erlernt und verlernt wird

4. Rhein-Main Neuronetz (rmn²)-Vorlesung am 19. Februar 2018 in Mainz

Im menschlichen Gehirn ist nichts für immer und ewig statisch, unveränderlich. Im Gegenteil: Es verändert sich fortwährend, denn die anatomischen Strukturen des menschlichen Gehirns sind durch Erfahrung formbar – im Guten wie im Schlechten. Hirnforscher nennen das "Neuroplastizität". Ob und wie sich das Gehirn bewusst oder unbewusst formen lässt, und vor allem wie Schmerz erlernt und verlernt wird, darüber informiert die renommierte Neuropsychologin Prof. Dr. Dr. h.c. Herta Flor, wissenschaftliche Direktorin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, im Rahmen der 4. rmn²-Vorlesung. Die Veranstaltung findet statt am Montag, 19. Februar, um 17.00 Uhr im Hörsaal Chirurgie (Gebäude 505H) der Universitätsmedizin Mainz (Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz). Alle Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Ganz gleich, ob ein Mensch neues Wissen erlernt, körperlich trainiert oder übt zu musizieren –immer verändern sich dabei Synapsen, Nervenzellen und ganze Gehirnareale, also die Struktur und Funktion des Gehirns. Denn das menschliche Gehirn ist ein Leben lang „plastisch“, d.h. es ist abhängig von seiner Nutzung in der Lage, sich umzuformen. Beispielsweise sind im Gehirn eines Geigenspielers jene Hirnareale vergrößert, die die Finger repräsentieren, die er für das Geigenspiel braucht. Je länger der Geiger geübt hat, desto ausgeprägter sind die entsprechenden Repräsentationsareale. Auch schwere Verletzungen sind für Hirnareale ein Anlass, sich umzuorganisieren und sich an die neuen Bedingungen anzupassen. Nach der Amputation einer Hand kann es beispielsweise dazu kommen, dass das neuronale Repräsentationsareal des Mundes und der Lippen in das neuronale Areal der amputierten Hand einwandert. Solche „kortikalen Reorganisationen“ sind ebenso typisch für chronische Schmerzen wie ein besonders empfindliches „Schmerzgedächtnis“.

Diese Hirnveränderungen sind jedoch nicht Teil der bewussten Wahrnehmung, weshalb sie schwierig zu beeinflussen sind. Doch es ist nicht unmöglich! Durch Verhaltenstherapien initiierte Lernprozesse können das Gehirn dazu veranlassen, sich erneut umzuorganisieren – und dabei die Schmerzen zu verlernen. Die erfolgreiche Therapie baut im Wesentlichen darauf auf, positive Gedächtnisinhalte und Gehirnnetzwerke wieder herzustellen und verhaltenstherapeutische Methoden wie Extinktionstraining, Videofeedback, Diskriminationstraining und Training in virtueller Realität zu nutzen.

In ihrem Vortrag im Rahmen der 4. rmn² lecture erläutert Prof. Dr. Dr. Herta Flor, u.a. Sprecherin des Sonderforschungsbereichs „Lernen, Gedächtnis und Plastizität des Gehirns: Implikationen für die Psychopathologie“ (SFB 636), aktuelle Forschungserkenntnisse zu diesem Thema. Zuvor führt der Sprecher des Rhein-Main Neuronetz (rhine-main neuroscience network - rmn²)und Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz Univ.-Prof. Dr. Klaus Lieb in das Thema ein. Der stellvertretende Sprecher des rmn2 Prof. Dr. Ralf Galuske, Technische Universität Darmstadt, berichtet zudem über die Aktivitäten des Netzwerkes, das in Forscherkreisen zu den international sichtbaren Standorten der Hirnforschung in Deutschland gehört.


Als Vertreter der Presse sind Sie herzlich zu der Veranstaltung eingeladen!

Wir bitten um redaktionellen Terminhinweis und -ankündigung im Veranstaltungskalender!

Kontakt:
Dr. Gabi Lahner, Netzwerk-Koordination Universitätsklinikum Frankfurt,
Tel. 069 6301 6021
Martina Diehl, Netzwerk-Koordination Universitätsmedizin Mainz,
Tel. 06131 17 5788
E-Mail:  office@rmn2.de
www.rmn2.de

Prof. Dr. Dr. h.c. Herta Flor
Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
68159 Mannheim
 herta.flor@zi-mannheim.de

 

Pressekontakt:
Barbara Reinke,
Stabstelle Unternehmenskommunikation, Universitätsmedizin Mainz,
Tel. 06131 / 17-7428, Fax 06131 / 17-3496,
E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de

 

Über das – rhine-main neuroscience network (rmn²)

Im Rhein-Main Neuronetz – rhine-main neuroscience network (rmn²) – hat sich die Hirnforschung in der Metropolregion Frankfurt/Mainz zu einem starken Verbund zusammengefunden. Hierzu gehören die Goethe-Universität Frankfurt mit dem Interdisziplinären Centrum für Neurowissenschaften, die Technische Universität Darmstadt und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit dem Forschungszentrum Translationale Neurowissenschaften (FTN) zusammen mit dem Institut für Molekulare Biologie Mainz, dem Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) sowie dem Ernst Strüngmann Institut gemeinsam mit den Max-Planck Instituten für Hirnforschung und Empirische Ästhetik in Frankfurt. Damit zählt das rmn² mit Berlin und München zu den international sichtbaren Standorten der Hirnforschung in Deutschland. Zu den größten, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Verbundprojekten des rmn² gehören die „Molekularen und Zellulären Mechanismen der Neuralen Homöostase“ und “Multiple Sklerose: Von einem neuen Verständnis der Pathogenese zur Therapie“.

Seit 2015 veranstaltet das Rhein-Main Neuronetz – rhine-main neuroscience network (rmn²) die öffentliche Vorlesungsreihe „rmn² lecture“. Die Vorlesungen finden jährlich abwechselnd in der Goethe-Universität Frankfurt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz statt.

 

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de