Mainzer Krebsforscher erhält Maximilian-Nitze-Preis der Deutschen Gesellschaft für Urologie
Ehrung für neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Prostatakrebsforschung
Privatdozent (PD) Dr. Christian Thomas hat den mit 15.000 Euro dotierten Maximilian-Nitze-Preis der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) erhalten. Die im Rahmen des DGU-Kongresses in Dresden verliehene Auszeichnung erhält Dr. Thomas für seine wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Prostatakrebsforschung. Seine Forschungserkenntnisse sind potentiell die Grundlage für neue therapeutische Ansätze, mit denen sich das Fortschreiten eines Prostatakarzinoms in metastasiertem Stadium verzögern lässt. Die Therapieerfolge bei lokalisiertem Prostatakrebs sind beachtlich: Rund 70 bis 80 Prozent der behandelten Patienten können dauerhaft geheilt werden. In zirka 20 bis 30 Prozent der Fälle kommt es jedoch zu einem Rückfall, einem sogenannten Rezidiv des Tumors. Ein Großteil dieser Patienten entwickelt im Krankheitsverlauf Metastasen ohne Aussicht auf Heilung. Die Therapieoptionen sind – sobald Metastasen auftreten – stark limitiert. Vor diesem Hintergrund zielt die Forschung von Dr. Christian Thomas darauf ab, die Aussagekraft etablierter klinischer Diagnose- und Prognoseparameter durch Ergänzung neuartiger Biomarker zu optimieren und neue therapeutische Wege aufzuzeigen. Ein therapeutischer Ansatz besteht beispielsweise darin, die biochemischen Signalwege des Prostatakarzinoms zu kontrollieren und durch eine spezifische medikamentöse Therapie zu hemmen. „Es ist uns tatsächlich gelungen, das Wachstum der Tumorzellen aufzuhalten. Dadurch können wir das Fortschreiten des Prostatakarzinoms in metastasiertem Stadium verzögern“, so Dr. Thomas und ergänzt: „Die Ergebnisse sind vielversprechend für Prostatakarzinompatienten. Sie versetzen uns zudem in die Lage, das Risiko für einen Rückfall künftig präziser einschätzen zu können.“ Konkret untersuchte der Mainzer Krebsforscher in einem ersten Schritt die bewährten Verfahren – wie etwa den Gleason Score – zur Prognose des Prostatakarzinoms. „Ein wichtiges Ergebnis war, dass die Risikoeinschätzung des Prostatakarzinom mittels Gleason Score an Grenzen stößt“, sagt der Mainzer Krebsforscher. Das Gleason Score-Verfahren sieht eine feingewebliche Beurteilung der Tumoraggressivität vor. In einem zweiten Schritt untersuchte er zwei neuartige Biomarker für Prostatakrebs. Dabei handelte es sich zum einen um den sogenannten Urokinase-Plasminogen-Aktivator (UPA)-Rezeptor in zirkulierenden Tumorzellen, die mit dem Blutstrom ins Knochenmark gespült werden und sich dort ablagern. Der UPA-Rezeptor hat grundsätzlich die Funktion, zwischen Zellen liegende Bindegewebsanteile aufzulockern. Dabei nahm Dr. Thomas folgenden Wirkzusammenhang an: Der UPA-Rezeptor löst bei der zirkulierenden Tumorzelle die Metastasenentwicklung aus. Zum anderen fokussierte er sich als zweiten Biomarker auf das Protein Stat5. Normalerweise ist Stat5 in Zellen für die Regulierung von Zellteilung und Zellwachstum zuständig. Beim Prostatakarzinom wird angenommen, dass sich der Tumor diese Eigenschaften zu Nutze macht und durch vermehrte Bildung von Stat5 das Tumorfortschreiten anregt. Die Untersuchungen von Dr. Thomas zeigten folgende Resultate: 1. Sobald sich der UPA-Rezeptor in zirkulierenden Tumorzellen nachweisen lässt, bedingt das eine schlechtere Prognose des Prostatakarzinoms. 2. Je aggressiver und fortgeschrittener das Prostatakarzinom ist, desto mehr Stat5 befindet sich im Prostatagewebe. Anschließend untersuchte Dr. Thomas in zwei experimentellen therapeutischen Studien die Möglichkeit der Ausschaltung von Stat5 und des Zellstoffwechselenzyms L-Dopa-Decarboxylase (DDC) mit Hilfe von Medikamenten. DDC kann – genauso wie Stat5 – bei Überstimulation das Prostatakarzinomwachstum beschleunigen. Durch Untersuchungen in der Zellkultur und in Modellversuchen konnte Dr. Thomas nachweisen, dass die medikamentöse Ausschaltung von Stat5 mittels Stat5-Antisense (molekularbiologisches Verfahren, um die Aktivität des Stat5-Gens zu blockieren) einen hemmenden Einfluss auf das Prostatakarzinomwachstum im fortgeschrittenen Stadium hat. Des Weiteren fand er heraus, dass sich durch die Ausschaltung von DDC die antitumoröse Wirkung des klinisch etablierten Antiandrogens Bicalutamid signifikant steigern lässt. Um DDC auszuschalten verwendete er das Medikament Carbidopa. „Die neuen Erkenntnisse ermöglichen künftig eine verbesserte Risikostratifizierung. Zudem ist insbesondere im metastasierten Stadium eine effektivere Systemtherapie zu erwarten“, unterstreicht Dr. Thomas. Kontakt: PD Dr. Christian Thomas, Urologische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin Mainz, Tel.: 06131 17-2304 , Email: christian.thomas@unimedizin-mainz.de Pressekontakt: Oliver Kreft, Stabsstelle Kommunikation und Presse Universitätsmedizin Mainz, Telefon 06131 17-7424, Fax 06131 17-3496, E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de.