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Prüfung à la Zirkeltraining

Erstmals OSCE-Prüfung in Innerer Medizin an der Uniklinik Mainz – zentrale, standardisierte Prüfung für alle Studierenden des ersten klinischen Semesters eingeführt

Zum Abschluss des Wintersemesters wurde im Fach „Innere Medizin“ an der Mainzer Universitätsklinik erstmals ein neues Prüfungskonzept eingesetzt: Bei der so genannten OSCE-Prüfung absolvieren die Studierenden mehrere Prüfungsstationen ähnlich wie bei einem Zirkeltraining. An den einzelnen Stationen wartet jeweils eine praktisch-klinische Aufgabe mit Zeitvorgabe auf die Studierenden. Die Abkürzung OSCE steht dabei für „objective structured clinical examination” und beschreibt die neue Prüfungsform: eine einheitliche, praxisorientierte, standardisierte, vergleichbare und objektivierbare Prüfung für alle Studierenden. OSCE wurde vor etwa 30 Jahren in den USA entwickelt und ist dort an vielen Universitäten, beispielsweise in Harvard, als Prüfungsform in der Medizin fest etabliert. In Deutschland werden OSCE in den Reformstudiengängen in Witten/Herdecke, Berlin, Heidelberg/Mannheim und Tübingen, aber auch andernorts, durchgeführt.

Der Unterricht im Fach Innere Medizin wird in Mainz von den drei Medizinischen Kliniken gemeinsam gestaltet. Im Mittelpunkt des  5. Semesters, dem ersten klinischen Semester, steht in Innerer Medizin der Perkussionskurs – auch „Klopfkurs“ genannt. Hier werden die Techniken der körperlichen Untersuchung vermittelt. Somit hat dieser Kurs eine zentrale Bedeutung für das gesamte Studium und für den späteren Beruf, denn die körperliche Untersuchung stellt neben der Anamnese den intensivsten Kontakt mit dem Patienten dar und hat entscheidende Bedeutung für das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient.

Die neue Approbationsordnung für Ärzte fordert eine praxisorientiertere Ausbildung der Medizinstudenten. „Um dieser Forderung nachzukommen, haben wir zunächst für den ‚Klopfkurs’ die OSCE-Prüfung eingeführt“, erklärt PD Dr. Martin Holtmann, Oberarzt und Unterrichtsbeauftragter der I. Medizinischen Klinik . „Dies hat direkte Bedeutung für den Unterricht während des ‚Klopfkurses’, denn eine Prüfung sollte immer ein Spiegelbild des Unterrichtes sein.“

„Der Fachbereich Medizin sieht es als seine vordringliche Aufgabe an, den Anteil an praktischen Prüfungsformaten wie dem OSCE zeitnah wesentlich zu erhöhen“, erklärt der Dekan des Fachbereichs Medizin, Univ.-Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban. „Unser Ziel ist es, die praktischen Fähigkeiten, aber auch die Bewältigung ärztlicher Routinen und den adäquaten Umgang mit Patienten bei den Studierenden stärker zu überprüfen.“ So fördert der Fachbereich Medizin den weiteren Ausbau innovativer Lehr- und Prüfungsformen durch Maßnahmen der Weiterbildung der Lehrenden ebenso wie durch die finanzielle Unterstützung entsprechender Initiativen im Rahmen des neuen Förderprogramms für die Lehre unter der Bezeichnung MAICUM (Mainzer Curriculum Medizin) in Höhe von 250.000 Euro pro Jahr sowie des Tutorenprogramms.

An den einzelnen Prüfungsstationen der OSCE-Prüfung – im Fall des Perkussionskurses waren es acht verschiedene – wird je eine klinisch-praktische Aufgabe gestellt, für deren Lösung jeweils 5 Minuten vorgesehen sind. Nach einer einminütigen Wechselphase starten die Studierenden dann mit der nächsten Aufgabe. Die Aufgaben reichen von strukturierten Anamneseerhebungen – beispielsweise bei Brustschmerz –  bis hin zur Untersuchung und Befundung verschiedener Organe. Anamnese und Untersuchung werden in einem OSCE wegen der raschen Frequenz und der Anzahl der nacheinander geprüften Studierenden nicht an realen, sondern an Simulationspatienten durchgeführt. An jeder Station erfasst ein Prüfer die Leistung jedes Studierenden in standardisierter Weise mittels einer Checkliste, in welcher die Beurteilungskriterien und der Erwartungshorizont festgelegt sind.

„Die Rückmeldungen seitens der Studierenden waren durchweg sehr positiv“, resümiert Martin Holtmann. „Äußerungen wie ‚Eine wirklich sinnvolle Prüfungsform, die auf praktische Weise praktische Fertigkeiten prüft’, ,So machen Prüfungen Spaß’ oder ,Selbst während der Prüfung lernt man noch eine Menge’ waren keine Seltenheit.“ Aber auch die als Prüfer beteiligten Ärzte und die studentischen Hilfskräfte, die unter anderem die Patienten dargestellt haben, waren begeistert: „Schade, dass wir damals nicht auf diese Weise geprüft wurden.“

Die jetzt erstmals durchgeführte OSCE-Prüfung zum Ende des ersten klinischen Semesters ist ein Pilotprojekt. Zukünftig sollen auch die Untersuchungskurse in den Fächern Neurologie, Augenheilkunde und HNO, die ebenfalls im 5. Semester zu absolvieren sind, zusammen mit der Inneren Medizin in einem gemeinsamen OSCE geprüft werden. „Dies ist sinnvoll, denn Patienten haben häufig verschiedene Probleme gleichzeitig“, betont Martin Holtmann. „Eine gemeinsame Prüfung ist aber auch Ressourcen schonender, denn der personelle Aufwand für eine OSCE-Prüfung ist groß.“

 

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Drei Tage lang wurden 200 Studierende der Medizin, 48 Prüfärzte und 40 studentische Hilfskräfte, die vom FB Medizin im Rahmen des Tutorenprogramms finanziert wurden, während der ersten OSCE-Prüfung im Fach „Innere Medizin“ auf einen 5 Minuten-Takt eingeschworen. Das Foto zeigt die Zeitgeberin mit Stoppuhr und Trillerpfeife, dahinter die Unterrichtsbeauftragten der II. und I. Medizinischen Klinik, PD Dr. Christine Espinola-Klein und PD Dr. Martin Holtmann. Foto: Peter Pulkowski