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Nur jedes fünfte Krankenhaus in der Großregion Saarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen, Luxemburg und der Wallonie bildet sein Personal bezüglich der Einbeziehung der Patienten in die Behandlung und Pflege aus

Der Patient-als-Partner-Ansatz in der Gesundheitsversorgung (APPS -Approche Patient Partenaire de Soins): ein interregionales Forschungsprogramm, um zu verstehen, wie man von der Theorie zur Praxis übergehen kann

Eine Zusammenarbeit größeren Umfangs entwickelt sich in den vier Ländern der Großregion* rund um das Projekt „Patient-als-Partner-Ansatz in der Gesundheitsversorgung“ (APPS - Approche Patient Partenaire de Soins). Dieses Projekt mit Beteiligung der I. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mainz zielt darauf ab, die Qualität der Pflege, die Prävention und die Lebensqualität der Patienten durch die Stärkung der Partnerschaft zwischen den Patienten und dem medizinischen Fachpersonal zu verbessern. Der Zweck des APPS ist es, dass diese Beziehung zu einer Partnerschaft wird.

Was ist ein „Patient als Partner“?

Der Patient wird in allen Etappen des Behandlungs- und Pflegeprozesses als vollwertiges Mitglied – als Partner – des Pflegeteams angesehen und den anderen Fachkräften gleichgestellt. Mit diesem Ansatz soll das Verhältnis von Wissen und Macht zwischen den medizinischen Fachkräften und den Patienten wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Der Erfahrungsschatz der Patienten (das Erlebte in Zusammenhang mit der Erkrankung) wird komplementär zu den wissenschaftlichen Kenntnissen des Pflegepersonals genutzt.

Erklärungen und Ziele des Forschungsprogramms APPS

Das Patient-als-Partner-Modell entwickelt sich in mehreren Teilen der Welt und gilt zurzeit als das am weitesten fortgeschrittene, wenn es um die Einbeziehung des Patienten in die medizinische Versorgung geht. Im Rahmen eines grenzüberschreitenden Projekts mit demselben Namen wird APPS im Rahmen des Programms INTERREG V A Großregion von der Europäischen Union unterstützt und erhält Subventionen in Höhe von 2 351 341,85 € aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Mit dem Projekt möchte man herausfinden, ob und wie das Modell bei uns, also auf dem Gebiet der Großregion (GR), angepasst werden kann. Das Ziel des Forschungsprogramms besteht darin, die Frage nach der Übertragbarkeit der bestehenden Patient-als-Partner-Ansätze in die GR zu stellen und dies unter Berücksichtigung der kulturellen, organisatorischen und regulatorischen Aspekte der Gesundheitssysteme eines jeden Landes der GR.

Letztlich sollte durch dieses Programm Folgendes zustande kommen:

  • Eine tiefgreifende Analyse der Praktiken von Patienten, die bereits Partner sindauf dem Gebiet der GR und die Bewertung der Bedürfnisse der verschiedenen Akteure im Gesundheitssystem.

  • Verschiedene Antworten, um die Umsetzung partnerschaftlicher Ansätze zu fördern, darunter:

    • ein Kursprogramm für die berufliche Weiterbildung des medizinischen Fachperson
    • also ein Programm für Patienten zur Bewusstseinsbildung für das Therapieengagement in der Behandlung und Pflege
    • innovative Lösungen unter Benutzung der neuen Technologien
    • ein grenzüberschreitendes Netz von Patientenbeiräten/Patientenvereinigungen

Damit diese Ziele erreicht werden, greift das Programm auf die Kompetenz unterschiedlichster Partner (Universitäten, Krankenhäuser, Gesundheitsnetzwerke) zurück, um geschlossen über eine Überarbeitung des Angebots in den Bereichen Pflege und Prävention nachzudenken, das von einer Kultur der Partnerschaft geleitet ist.

Erste Resultate

Die erste Phase des Programms läuft zurzeit. Sie zielt darauf ab, die derzeitige Situation, die Bedürfnisse der Patienten-als-Partner und der verschiedenen Akteure besser zu verstehen. Sie setzt an drei Analyseebenen an: auf Ebene der direkten Pflege sowie auf institutioneller (organisatorischer) und soziopolitischer Ebene. Es ist äußerst wichtig, die Beziehung, die der Patient zu diesen Ebenen unterhält, zu verstehen. Innerhalb der Institutionen der Großregion wurden Daten gesammelt, um den Einfluss der Partnerschaft auf die Patienten, die Institutionen und die medizinischen Fachkräfte zu messen.

Einige Zahlen zeigen, dass eine Veränderung nötig ist, um von einer reinen Absicht zu tatsächlichen Maßnahmen zur stärkeren Patientenbeteiligung überzugehen. So bilden 80,4% der Krankenhäuser ihr Personal nicht dafür aus, die Patienten in den Behandlungs- und Pflegeprozess einzubeziehen. Maßnahmen zur Weiterbildung des Personals in Sachen Kommunikation gibt es, sie sind jedoch unzureichend, um wahre Partnerschaften aufzubauen. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Rolle des Patienten ebenfalls in der Ausbildung der medizinischen Fachkräfte behandelt wird.

Die Akteure dieses Forschungsprogramms

Der Initiator und Projektleiter des Forschungsprogramms, die Universität Lüttich, arbeitet mit renommierten Partnern wie der Universität Lothringen, der Universität Luxemburg, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Universität Trier, dem LORDIAMN sowie mit den angeschlossenen Universitätskliniken wie dem CHU Lüttich, dem CHRU Nancy, dem Centre Hospitalier Luxemburg und der Universitätsmedizin Mainz zusammen. Natürlich steht dieses Projekt noch ganz am Anfang. Um diesen neuen, speziell auf die GR zugeschnittenen „Partnerschaftsansatz“ zu entwickeln, sehen die kommenden Schritte wie folgt aus:

  • kritische Analyse der verschiedenen auf internationaler Ebene umgesetzten Versuche zur Entwicklung der Patient-Pfleger-Partnerschaft
  • Mobilisierung der Patientenbeiräte
  • Ausarbeitung neuer Ausbildungsprogramme, die auf die „Aneignung einer Kultur der Partnerschaft“ ausgerichtet sind
  • Verwendung der neuen Technologien im Dienste der Pflegepartnerschaft

Kontakt Presse Belgien: Benoit Pétré, 0032479 738 508
Kontakt Presse Frankreich: Fanny Lienhardt 0033 675 04 85 65
Kontakt Presse Deutschland: Mareike Kaucher 0049 651 201 2035
Kontakt Presse Luxemburg: Michèle Baumann, 00352 46 66 44

 

ANHÄNGE

1.    Komplementäre Resultate: einige erste Zahlen, die aufhorchen lassen

Alle zum heutigen Tag in der Studie erfassten Länder äußern den fast immer gleichen Wunsch, eine Kultur der Partnerschaft zwischen den Patienten und den medizinischen Fachkräften aufzubauen. In diesen Ländern gehört die Partnerschaft in 81,6% der Krankenhäuser zu den strategischen Zielen.

Was die Weiterbildung im Bereich der Kommunikation mit den Patienten angeht, geben in den drei untersuchten Gebieten 75% der Krankenhäuser (75% in Deutschland, 76,5% in Frankreich und 76,9% in Belgien) an, dass eine gute Kommunikation mit den Patienten eine Notwendigkeit darstellt. Eine solche Weiterbildung erweist sich für eine wirkliche Partnerschaft jedoch als unzureichend. Nur 19,6% der befragten Krankenhäuser bieten dem Personal eine Weiterbildung im sehr spezifischen Bereich der Pflegepartnerschaft (46,2% in Belgien, 26,7% in Frankreich und 0% in Deutschland). Es ist wichtig, hier zwischen Kommunikation und Partnerschaft zu unterscheiden.

Was die Patientenbeiräte angeht, hängen die erzielten Ergebnisse von der untersuchten Region ab. In Frankreich zum Beispiel gibt es in fast jedem zweiten Krankenhaus (47,8%) einen Patientenbeirat während dies in Belgien nur in jedem fünften Krankenhaus der Fall ist. In Deutschland haben nur 4,3% der Krankenhäuser einen Patientenbeirat.

Für Luxemburg wurden bisher noch keine Daten gesammelt. Sie werden zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.

2.    Vorstellung der Partner

Universität Lüttich: Die Universität Lüttich wurde 1817 gegründet. Sie ist eine öffentliche, pluralistische Universität im Osten der Wallonie.

Universitätsmedizin Mainz : Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort.

Universität Lothringen: Die Universität Lothringen ist eine französische Universität, die 1769 gegründet wurde, also in dem Jahr als die Universität von Pont-à-Mousson nach Nancy verlegt wurde.

Universität Trier: Die Universität Trier wurde 1970 neu gegründet und ist eine öffentliche Universität im Westen von Rheinland-Pfalz, Deutschland.

Universität Luxemburg: Die Universität Luxemburg, die am 12. August 2003 gegründet wurde, ist die einzige Universität im Großherzogtum Luxemburg.

LORDIAMN: Dabei handelt es sich um das lothringische Regionalnetzwerk für das Fachwissen und die Koordinationshilfe bei der Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit.

CHU Lüttich: Das Centre hospitalier universitaire von Lüttich ist die Universitätsklinik von Lüttich.

Centre Hospitalier Luxemburg: Das CHL ist ein Krankenhaus im Süd-Osten Luxemburgs.

CHRU Nancy: Es handelt sich um die regionale Universitätsklinik in Nancy, die häufig CHU oder CHRU abgekürzt wird.

3.    Vorstellung der Partner

Die Großregion liegt im historischen Kern Europas, weniger als 300 km von Paris, Brüssel, Rotterdam und Frankfurt und nicht einmal 600 km von London, Berlin, Prag und Mailand entfernt.
Geografisch liegt die Großregion inmitten der großen Ballungsgebiete Brüssel, Rhein-Ruhr, Rhein-Main, Rhein-Neckar, Basel-Mülhausen und Paris. Sie setzt sich aus folgenden Teilregionen zusammen:

  • Deutschland: das Saarland und Rheinland-Pfalz
  • Frankreich: Lothringen
  • Luxembourg: das Großherzogtum Luxemburg
  • Belgien: die Wallonie, die Fédération Wallonie-Bruxelles und die Deutschsprachige Gemeinschaft

Am 1. Januar 2015 zählte die Großregion mehr als 11,5 Millionen Einwohner. Dies entspricht 2,3 % der Gesamtbevölkerung der Europäischen Union (EU-28). Mit vier Millionen Einwohnern ist Rheinland-Pfalz mit Abstand die bevölkerungsreichste Teilregion, dicht gefolgt von der Wallonie mit 3,6 Millionen Einwohnern (inkl. der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens mit 76 000 Personen). An dritter Stelle steht Lothringen mit 2,34 Millionen Einwohnern Anfang des Jahres 2013. Das Saarland und Luxemburg zählen als kleinste Teilregionen eine bzw. etwas mehr als eine halbe Millionen Einwohner. 7