In Memoriam – Stadtobermedizinalrat Dr. Hugo Müller (18.07.1868-8.01.1943)

Hugo Gottfried Artur Müller wurde am 18.07.1868 in Kopenhagen geboren. Seine Eltern, Dr. Otto Rudolph und Johanne Müller, waren deutsche Staatsbürger. Hugo Müller besuchte zunächst die Lateinschule in Kopenhagen und später ein humanistisches Gymnasium in Berlin. Dort absolvierte er auch sein Studium der Medizin, das er 1894 mit dem Staatsexamen abschloss. Vor dem Examen hatte er die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Bereits 1892 war die Promotion bei Prof. Joseph in Berlin erfolgt. In den Jahren nach seinem Examen war er Assistenzarzt in den dermatologischen Abteilungen des Allerheiligen Hospitals Breslau bei Prof. J. Jadassohn und des städtischen Krankenhauses Frankfurt-Sachsenhausen bei Dr. K. Herxheimer. Im Jahr 1896 erfolgte schließlich die Niederlassung in seiner eigenen dermatologischen Privatpraxis in Mainz. Im April 1914 wurde Dr. Hugo Müller zum behandelnden Arzt im Festungslazarett Mainz (später Krankenhaus Militärentlassener St. Rochus) abkommandiert und im März 1918 zum fachärztlichen Beirat für Haut und Geschlechtskrankheiten berufen. Diese Position bekleidete er bis Dezember 1918. Im Oktober 1919 nahm er ergänzend zu seiner Privatpraxis eine nebenamtliche Tätigkeit als Abteilungsarzt am neuen Stadtkrankenhaus Mainz auf. In Anerkennung seiner, in dieser Funktion erworbenen, Verdienste, erfolgte im April 1925 die Verbeamtung als Obermedizinalrat der Stadt Mainz. Zu dieser Zeit umfasste die dermatologische Abteilung des Stadtkrankenhauses 159 Betten in 3 Unterabteilungen für haut- und geschlechtskranke Frauen, Kinder und Männer (Bau XI, XIII und XVI des Stadtkrankenhauses). Dr. Müller arbeitete gewöhnlich von 8 Uhr morgens bis 15 Uhr im Stadtkrankenhaus und behandelte anschließend Patienten in seiner Praxis. Mit Beschluss des Stadtrates vom Oktober 1932 erfolgte die Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit. Dr. Hugo Müller erwarb sich große Verdienste um die Gesundheitsfürsorge in der Stadt Mainz während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. So war er 1917 maßgeblich an der Gründung der Mainzer Beratungsstelle für Geschlechtskranke beteiligt. Geschlechtskrankheiten waren zu dieser Zeit ein ausuferndes Problem. Weiterhin richtete er den Fürsorgedienst für sittlich gefährdete Frauen und Mädchen ein. Um der Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten Herr zu werden, wurde in Mainz die Zwangsheilung für Geschlechtskranke eingeführt. Darüber hinaus errichtete Dr. Müller eine Lupusbehandlungsstätte am Stadtkrankenhaus, was zur Folge hatte, dass rheinhessische Patienten mit Hauttuberkulose nicht mehr in Gießen stationär behandelt werden mussten. Darüber hinaus publizierte Dr. Müller zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten. Schwerpunkt seiner Forschung war die Behandlung der Syphilis. Am 1.05.1933 wurde Dr. Hugo Müller mit 65 Jahren, gemäß dem hessischen Gesetz über die Altersgrenze der Beamten, in den Ruhestand versetzt. Mit der Berufung seines langjährigen Assistenz- und Oberarztes Dr. Fischer wurde Dr. Müllers Vorschlag für seine Nachfolge entsprochen. Im Jahr 1935 erkrankte Dr. Müller schwer und musste 1936 schließlich auch seine Privatpraxis aufgeben. Er wohnte mit seiner 1892 in Antwerpen geborenen Frau Susanne in der Schulstraße, später in der Adam Karillon Straße und zuletzt am Michelsberg. Über seine letzten Lebensjahre und etwaige Repressalien wegen seines jüdischen Glaubens ist wenig bekannt. Am 9.01.1943 starb Dr. Hugo Müller im Alter von 74 Jahren in seiner Wohnung. Seine Frau lebte zunächst weiter in Mainz und später in Wiesbaden, wo sie am 13.05.1986 verstarb. Am 18.07.2018 jährt sich Dr. Hugo Müllers Geburtstag zum 150. Mal.

(F. Butsch)

Auswahl wissenschaftlicher Publikationen:

  • Müller, Blass. Demonstrationen zur Wismutbehandlung. Archiv für Dermatologie und Syphilis. Bd 145

  • Müller, Blass, Katzeisen. Experimentelles, Mikroskopisches und Klinisches zur Wismutbehandlung bei Syphilis. Münchener medizinische Wochenschrift (1923) Nr. 20; 625-27

  • Müller. Die Behandlung der Syphilis mit Wismut. Münchener medizinische Wochenschrift (1922) Nr. 15; 547-49

  • Müller. Weitere Versuche der Syphilis-Behandlung mit Wismut. Münchener medizinische Wochenschrift (1922) Nr. 48; 1659-61

Weitere Publikationen:

  • Untersuchungen über die Einverleibung verschiedener Quecksilbersalben in die Haut (1896)

  • Über die Deutung der sogenannten Epidermisspiralen (1896)

  • Fall von Dermatitis papillaris capillitii (1908)

  • Eigene Erfahrungen über Abortivkuren mit Kalomel und Salvarsan, sowie über Neurorezidive (1912)

  • Dauerfolge der Salvarsanabortivkuren der Jahre 1910-1911 (1913)

  • Versuche mit dem Nicolleschen Gonokokkenvakzin – Dmègon (1914)

  • Silbersalvarsanbehandlung der Syphilis (1918)

  • Neurodermitis und Klitoriskarzinom bei jungen Mädchen (1921)

  • Verbreitung der Geschlechtskrankheiten und Bordellfrage in Mainz (1921)

  • Ein praktischer Fortschritt bei der Luestherapie mittels lipidlöslicher Wismutverbindungen (1927)

  • Wismutbehandlung der Syphilis (1928)

  • Beratungsstelle, Fürsorge und Geschlechtskrankenabteilung der Stadt Mainz vor und nach der Einführung RBGB (1928)

  • Goldbehandlung der Syphilis mit Solganal B. (1931)

Quellen:

  • Das Schicksal der jüdischen Dermatologen Deutschlands in der Zeit des Nationalsozialismus. Sven Eppinger. Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main. 2001

  • Personalakte der Stadt Mainz von Dr. Hugo Müller, Statdarchiv Mainz.

  • Sterbeurkunde Dr. Hugo Müller

  • Sterbeurkunde Susanne Johanna Müller