Für eine Behandlung gutartiger, entzündlich-degenerativer Erkrankungen wird die schmerzlindernde Therapie mit niedrigen Dosen der Röntgenstrahlung seit Dekaden als Standard in der strahlentherapeutischen Routine eingesetzt.
Jährlich werden in Deutschland etwa 37.000 Patienten mit Krankheitsbildern wie z.B. Periarthritis humeroscapularis („schmerzhafte Schulter“), Epicondylitis humeri („schmerzhafter Tennis- oder Golferarm“), oder Calcaneodynie („Schmerzhafte Ferse“, Fersensporn) mit dieser Therapieform behandelt. Dabei werden willkürlich zwei verschiedene Bestrahlungstechniken verwendet: die Bestrahlung mit einem niederenergetischen Orthovoltgerät (140 Kiloelektronenvolt) oder einem hochenergetischen medizinischen Linearbeschleuniger (6 Megaelektronenvolt). Bisher fehlen jedoch Erkenntnisse darüber, ob diese Therapieformen zu Unterschieden in der Strahlenbelastung des Patienten führen. Bei jeder strahlentherapeutischen Behandlung ist eine ungewollt zusätzliche Strahlenbelastung des Patienten mit sehr geringen Strahlendosen unvermeidbar, die mit einem sehr geringen Risiko für mögliche Spätfolgen der Strahlentherapie einhergeht. Auch wenn für die Strahlentherapie entzündlich-degenerativer Erkrankung mit sehr niedrigen Strahlendosen die Ausprägung von therapieassoziierten Spätfolgen bisher nicht beschrieben wurde, ist es dennoch notwendig zu klären, welche der beiden Bestrahlungstechniken zur geringeren Strahlenbelastung des Patienten bei gleichzeitig bester therapeutischer Wirksamkeit führt.
In dieser Studie wird dafür ein sehr sensitives biologisches Testsystem eingesetzt, das auf der Detektion strahleninduzierter Doppelstrangbrüche im Genom peripherer Leukozyten basiert, das sogenannte gamma-H2AX Foci Assay. Durch die Entnahme einer Blutprobe kann so verlässlich feststellt werden, ob und in welchem Maße eine Person einer ionisierenden Strahlung, z.B. Röntgenstrahlung, ausgesetzt war. Die Patienten werden in beiden Therapiearmen entsprechend dem üblichen klinischen Standard über drei Wochen zweimal wöchentlich mit einer Einzeldosis von 0.5 Gy bestrahlt. Es wird jeweils eine Blutprobe von wenigen Millilitern vor und 15 Minuten nach der ersten Bestrahlung sowie vor und 15 Minuten nach der letzten Bestrahlung zur Quantifizierung strahleninduzierter DNA-Doppelstrangbrüche in den daraus isolierten Leukozyten entnommen. Des Weiteren wird vor dem Beginn der Strahlentherapie sowie 3 Monate nach der letzten Bestrahlung mittels Fragebögen die Reaktion des Patienten auf die Therapie als Entwicklung des persönlichen Schmerzempfindens dokumentiert.
Die Ergebnisse der Studie sollen die Grundlage für die
Wahl der Bestrahlungstechnik mit der geringsten Strahlenbelastung des Patienten bei gleichzeitig hoher therapeutischer Wirksamkeit in der klinischen Anwendung bilden.