Ablauf der Transplantation

Zuteilung des Transplantats

Die Organzuteilung erfolgt in Deutschland ausschließlich über die Stiftung Eurotransplant mit Sitz in Leiden (Niederlande). Mit Hilfe der vorliegenden Patientendaten und eines Punktesystems werden dort die in Frage kommenden Empfänger für jedes gemeldete Spenderorgan ermittelt. In Abhängigkeit von der Wartezeit (beginnt mit dem ersten Tag der Dialyse), einem Regionalfaktor sowie der Übereinstimmung der Gewebemerkmale und der Blutgruppe werden die Punkte vergeben. Eine spezielle Berücksichtigung erfahren Kinder und Patienten mit seltenen Gewebemerkmalen oder mit hohem Antikörpertiter (z.B. auf Grund von Voroperationen). Falls das Organ zu einem Empfänger passt, wird das Transplantationszentrum benachrichtigt, auf dessen Warteliste der Patient steht.



Einbestellung des Patienten in das Transplantationszentrum

Ob eine Niere auch für den vorgesehenen Empfänger tatsächlich passend ist und angenommen wird, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Eine Vorentscheidung treffen die erfahrenen Ärzte des Transplantationszentrums auf Basis der vorliegenden Spenderinformationen. Es erfolgt dann die Information des behandelnden Nephrologen und des Empfängers. Wenn keine aktuellen Umstände gegen eine Transplantation sprechen (z.B. Krankheit, Nichterreichbarkeit), wird der Patient zur Transplantation einbestellt. Der Patient sollte dann umgehend, ruhig und ohne Hast in das Transplantationszentrum kommen. Um Narkoseprobleme zu vermeiden, sollte der Patient nun nichts mehr Essen oder Trinken. Wichtig ist auch, die Telefonleitungen freizuhalten, damit das Transplantationszentrum den Patienten weiter erreichen kann. Die Patienten melden sich zunächst auf der nephrologischen Station 5 E (Gebäude 605, Tel.: 06131-17 2663). Hier wird der Patient vom nephrologischen Dienstarzt erwartet und es folgen Routineuntersuchungen, die für die unmittelbare Durchführung der Transplantationsoperation notwendig sind. Auch der Transplantationschirurg erklärt dem Patienten nochmals den Ablauf der Operation und beurteilt dessen Operabilität. Wenn eine entsprechende Organqualität vorliegt und der Empfänger keine Kontraindikationen für eine Operation/Transplantation aufweist, kann die Nierentransplantation durchgeführt werden.


Nierentransplantation

Der Patient wird vom nephrologischen Dienstarzt zum Operationssaal gebracht, wo ihn der Anästhesist und der Transplantationschirurg erwarten. Nach einer großflächigen und inten-siven Desinfektion des Operationsfeldes  erfolgt eine sterile Abdeckung, bis auf den Operations- und Kopfbereich. Ein Hautschnitt im Bereich der rechten oder linken Leistengegend ermöglicht die Darstellung der Gefäße und des Harnleiters für den Anschluss des Nieren-transplantats. Damit dies seine Aufgabe übernehmen kann, werden die Nieren- und Beckenarterie sowie die Nieren- und Beckenvene miteinander vernäht. Der Harnleiter des Transplantats wird in die Harnblase des Patienten eingenäht. Um einen Urinrückfluss von der Harnblase in die Niere zu verhindern, wird die Blasenmuskulatur vorsichtig präpariert. Zusätzlich wird ein Spezialkatheter (sog. Doppel-J-Katheter) zur Stabilisierung des Harnleiters eingelegt. Dieser kann nach ca. sechs Wochen ohne erneute Operation durch die Blase ent-fernt werden.  Zusätzlich hilft ein kleiner Schlauch das Wundsekret innerhalb der ersten Wo-che nach Operation besser abzuleiten. Auch dieser wird danach ohne Operation entfernt. Der Blasenkatheter wird nach 4-5 Tagen (bei postoperativ normaler Funktion der Transplantatniere) entfernt. Die eigenen, erkrankten Nieren, werden belassen, da deren Entfernung den Operationsaufwand und die –zeit massiv erhöhen würde, was den Patienten zusätzlichen Gefahren aussetzen würde.



Mögliche Komplikationen

Nach einer Nierentransplantation können folgende Komplikationen auftreten:

  • Wundheilungsstörungen
  • Thrombosen
  • anfängliche Nichtfunktion der Transplantatniere (ggf. Dialyse erforderlich)
  • erhöhtes Blutungsrisiko
  • Urinfistel an der Blase (ggf. erneute OP erforderlich)
  • Erhöhtes Infektionsrisiko durch die Immunsuppression, insbesondere von Pilzen und Viren: z.B.  Lungenentzündung, Harnwegsinfekte, Wundinfekte
  • Abstoßungsreaktionen


Kleinere Komplikationen sind durchaus üblich und kein Grund zur Besorgnis. Sie können in der Regel durch die Behandlung der erfahrenen Transplantationsärzte gelöst werden.
Die Patienten sollten daher frühzeitig auf Warnsignale wie Fieber, Husten oder Schmerzen achten, und dann sofort Kontakt mit dem Transplantationszentrum aufnehmen.

Abstoßungsreaktionen können nach einer Nierentransplantation auftreten und lassen sich in der Regel gut behandeln. Warnsignale für eine Abstoßungsreaktion können neben einer Erhöhung von Kreatinin und Harnstoff im Blut auch

  • erhöhte Temperatur (> 37,5° C),
  • Rückgang der Urinausscheidung,
  • Flüssigkeitseinlagerungen im Körper (Ödeme) und
  • Schmerzen im Bereich der transplantierten Niere


sein. Die Patienten sollten dann sofort das Transplantationszentrum kontaktieren. Hier wer-den umgehend Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache zu erkennen und die Behandlung zu beginnen. Wichtig ist in jedem Fall die Früherkennung! Allerdings können Abstoßungsreaktionen auch unbemerkt erfolgen, so dass regelmäßige Blutuntersuchungen not-wendig sind. Um Spätfolgen, wie eine schleichende und somit langsame Verminderung der Transplantatfunktion zu vermeiden, ist bei Verdacht auf eine Abstoßung eine Biopsie des Transplantates angezeigt.  Auch ist die Wahrscheinlichkeit an einem Tumor zu erkranken dreifach erhöht. Ebenso können die erforderlichen Medikamente gegen Abstoßung zu Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und Bluthochdruck (Hypertonie) führen.