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Psychotherapie bei somatoformen Schmerzstörungen. Eine kontrollierte randomisierte Studie.

Projektleiter: PD Dr. Ulrich Tiber Egle

Somatoforme Schmerzstörungen werden oft lange nicht erkannt (M=93 Monate); die Patienten suchen häufig Fachärzte oder andere Behandler auf, um eine Linderung ihrer Beschwerden zu erreichen(M=9, max:83). Deren thera­peutischen Maßnahmen bleiben ohne anhaltenden Erfolg, da eine mögliche psychische Entstehung und Aufrechterhaltung der Schmerzen nicht berück­sichtigt wird. Der Querschnittsteil der Studie (N=282) untersucht Charakteri­stika der somatoformen Schmerzstörung und zielt auf eine Differenzierung von pathogenetischen Subgruppen. Auf diesem Hintergrund wurde - manualisiert und störungsspezifisch - sowohl ein psychodynamisches als auch ein verhal­tenstherapeutisches Gruppenpsychotherapie-Konzept entwickelt. Diese werden gegenwärtig im Längsschnittsteil in einer randomisierten kontrollierten Studie mit je 8 Gruppen pro Therapiearm hinsichtlich differentieller Wirksamkeit ver­glichen (N=150). Die Gruppen bestehen aus je 8-10 Teilnehmern und werden von erfahrenen Psychotherapeuten manualisiert durchgeführt. Die Kontroll­gruppe besteht aus somatoformen Schmerzpatienten, welche aufgrund ihres überregionalen Wohnortes nicht ambulant in Mainz behandelt werden können und das zur Zeit „übliche“ eher unspezifische Behandlungsangebot im Rahmen ambulanter Versorgungsstrukturen bekommen („naturalistischer Verlauf“). Als zentrale Zielgrößen werden die Veränderung der Schmerzstärke (gemessen mit dem BPQ) und der Beeinträchtigung durch die Schmerzen (gemessen mit dem PDI) angesehen. Nebenkriterien sind die Veränderung von Depressivität, Ängstlichkeit (beides gemessen mit der HADS-D) und der Lebensqualität (gemessen mit der SF-36). Daneben werden pathogenetische und Chronifizie­rungsparameter erhoben und deren Prädiktorfunktion für den Therapieerfolg untersucht. Bis Ende 2003 konnten 485 Patienten in die Studie aufgenommen werden; für 2004 ist die Auswertung des Querschnittsteils der Studie, für 2005 des Längsschnittsteils vorgesehen. Erste Ergebnisse der 1-Jahres-Katamnese weisen auf eine gute Schmerz- wie Lebensqualität bezogene Wirksamkeit dieser störungsspezifischen Psychotherapie in der Gruppe hin. Viele Patienten mit vieljähriger Schmerzdauer sind vollständig schmerzfrei bzw. in ihrem All­tag nicht mehr wesentlich beeinträchtigt.

Literatur:

Kappis B, Hardt J, Nickel R, Petrak F, Egle UT. Psychiatric disorders in patients with somatoform pain. Psychsom Res 2004; 56: S. 644.

Nickel R, Petrak F, Kappis B, Hardt J, Egle UT. Kindheitsbelastungen und Coping bei Patienten mit somatoformen Störungen. 55. Jahrestagung des Deut­schen Kollegiums für Psychosomatische Medizin, Geldern. Psychother Psych Med Psychol 2004; 54: S. 105.

Petrak F, Hardt J, Kappis B, Nickel R, Egle UT. Copingstile prädizieren die Lebensqualität von Patienten mit somatoformen Schmerzen. 55. Jahrestagung des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin, Geldern. Psycho­ther Psych Med Psychol 2004; 54: S. 106.

van Houdenhove B, Egle UT. Fibromyalgia: a stress disorder? Piecing the biopsychosocial puzzle together. Psychother Psychosom 2004; 73: S. 167-175