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Studien der Klinik für Kinderchirurgie

FIT4NUSS

(verantwortliche Mitarbeiter: Dr. König, Dr. Stefanescu, Dr. Rohleder)

Um die Versorgung unserer Patienten mit Brustwandfehlbildungen zu verbessern, führen wir eine freiwillige Studie durch, bei der die Reha schon vor der Operation beginnt! Rehabilitation vor der Operation wird "Prähabilitation" genannt. Für viele große Operationen wurde bewiesen, dass Prähabilitation das OP-Ergebnis stärker verbessert als eine Rehabilitation alleine und die Patienten deutlich weniger Probleme und Schmerzen nach der OP haben, zufriedener sind und schneller wieder ohne fremde Hilfe zurechtkommen. Für Patienten mit Brustwandfehlbildungen wurden solche Untersuchungen noch nicht durchgeführt, es ist aber von einer positiven Auswirkung auszugehen.

Sechs Wochen vor der Operation beginnt die Studienteilnahme durch einen gründlichen Check-Up in unserer Poliklinik und Fitnesstest. Weitere Untersuchungen, wie Blutentnahmen oder Röntgenuntersuchungen, die nur für die Studie stattfinden, sind nicht erforderlich. Neben klinischen Tests erhalten Sie eine neuartige nicht-invasive Ganganalyse in unserem 4D "MotionLab", in der wir vor allem die Brustwirbelsäule, die über Rippen mit der vorderen Brustwand verbunden ist, untersuchen. Für dieses Messverfahren wird sichtbares Licht als Streifen auf den Rücken projiziert und mit speziellen Kameras analysiert (Video-Rasterstereographie). Die Methode ermöglicht eine strahlenfreie, berührungslose Vermessung. Die Messdaten werden kontinuierlich elektronisch erfasst und ausgewertet. Somit erhalten wir ein digitales, dreidimensionales Modell der Brustwirbelsäule Ihres Kindes und möglicher Fehlstellungen, die im Zusammenhang mit Fehlbildungen der Thoraxwand auftreten können. Im Rahmen der Erstvorstellung wird, basierend auf den persönlichen Ergebnissen des Fitness-Test, ein individueller Trainingsplan für sechs Wochen vor der Operation erstellt, die Fitnessdaten werden mit einem smarten Fitnesstracker, einer FitBit, überwacht und die aufgezeichneten Werte im Nachhinein ausgewertet.

Einen Tag vor der Operation erfolgt die stationäre Aufnahme. Hier findet die normale OP-Vorbereitung mit OP- und Narkoseaufklärung, körperlicher Untersuchung und einer Blutentnahme statt. Als zusätzliche Untersuchung wird der Trainingserfolg nach 6 Wochen anhand eines Maximaltest überprüft. Der Operationstag verläuft bei allen Pateinten gleich: wir bitten Sie und Ihr Kind nur, nach der OP einige Dinge aufzuschreiben, z.B. wie stark die Schmerzen sind, oder wann er/sie zum ersten Mal nach der Operation aus dem Bett aufstehen konnte. Hierbei können die Schwestern oder Ärzte auf unserer Station helfen. Zusätzlich werden wir einige Daten aus der Patientenakte erfassen, z.B. den Schmerzmittelverbrauch oder den Entlassungstag. Vier Wochen nach der Operation findet die normale Nachkontrolle in unserer Klinik statt. Sechs und zwölf Wochen nach der Operation fragen wir nach dem Befinden des Kindes. Die Fragen beziehen sich auf die Zufriedenheit mit dem OP-Ergebnis, dem aktuellen Aktivitätslevel und ob das Kind schon wieder arbeitet oder die Schule besucht.

Möchten Sie Ihr Kind in die Studie einbringen? Sprechen Sie uns in der Sprechstunde darauf an. Die Studie startet noch im Frühjahr 2024.

NIV+EA

(verantwortliche Mitarbeiter: Dr. Stefanescu, Dr. König)

Die Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie an der Universitätsmedizin Mainz hat gemeinsam mit der Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie am Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier die multizentrische NIV+EA-Studie initiiert. NIV+EA steht für non-invasive ventilation after Esophageal Atresia Repair – also den Einfluss verschiedener Beatmungsformen im direkten Anschluss an die Korrektur einer Ösophagusatresie.

Die Ösophagusatresie ist eine seltene Fehlbildung, mit der pro Jahr in Deutschland etwa 170 Kinder geboren werden. Um hier gute Aussagen über Sinn- oder Unsinn von Maßnahmen rund um eine Ösophagusatresie treffen zu können, benötigt man eine große Zahl an Patienten, weshalb sich an der NIV+EA-Studie auch weitere Kliniken aus Deutschland beteiligen.

Ziel der multizentrischen, retrospektiven NIV+EA-Studie ist zu ermitteln, ob bei Neugeborenen mit Ösophagusatresie, die zwischen dem 01.01.2013 und 31.12.2022 behandelt wurden, non-invasive Beatmungsverfahren (CPAP, HFNC, NIPPV) nach Ösophagusatresie-Korrektur im Vergleich zu anderen Beatmungsstrategien mit einer erhöhten Rate an Anastomoseninsuffizienz oder tracheoösophagealer Rezidiv-Fistel assoziiert sind.

Ein positives Votum der Ethikkommission der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz liegt bereits vor.

Laut Empfehlung der aktuellen nationalen S2k-Leitlinie zur kurzstreckigen Ösophagusatresie wie auch des ERNICA-Konsensus-Papier soll eine elektive postoperative invasive Nachbeatmung nur in besonderen Fällen erfolgen.

Nicht-invasive Beatmungsverfahren stehen unter dem Verdacht, eine Anastomoseninsuffizienz oder Mediastinitis nach Ösophagusatresiekorrektur zu begünstigen. Die aktuelle Datenlage ist uneinheitlich, die betrachtete Kohorte jeweils klein. International wurden zwei retrospektive Arbeiten zum Thema publiziert:

Eine Kohortenstudie aus Australien konnte keinen Zusammenhang zwischen einer erhöhten Leckage-Rate nach postoperativer CPAP-Anwendung zeigen (Shah PS et al., J Paediatr Child Health. 2016 Jul;52(7):710-4). Die Daten von Ferrand et al. aus 2019 hingegen zeigten einen Zusammenhang zwischen einer postoperativen nicht-invasiven Beatmung und einer erhöhten Leckage-Rate, der für einzelne non-invative Beatmungsverfahren signifikant war (Ferrand A et al., J Pediatr Surg. 2019 May;54(5):945-948). Die Zahl der insgesamt betrachteten Patienten lag in der Untersuchung von Shah et al. bei 51, bei Ferrand et al. bei 91 Patienten.

Durch die Untersuchung hoffen wir, durch Kooperation mehrerer Kliniken in Deutschland eine aussagekräftige Stichprobe zu erreichen. Zusammen mit uns untersuchen die folgenden Kliniken bereits die Fragestellung:

  • Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie und Kinderurologie, Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße, Köln
  • Kinderchirurgische Klinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, Ludwig Maxmilians-Universität München
  • Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, Uniklinik Mannheim
  • Klinik für Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Augsburg
  • Kinderchirurgie und Kinderurologie Klinik Hallerwiese - Cnopfsche Kinderklinik, Nürnberg
  • Kinderchirurgie, Uniklinikum Erlangen

ARM-NET Studie

(ARM = ano-rektale Fehlbildungen)

Das ARM-NET Konsortium ist eine Gruppe von Fachleuten, die Daten und ihr Wissen austauschen, um die klinische Versorgung und die Forschung bei angeborenen Missbildungen im ano-rektalen Bereich zu verbessern. Zu diesem Zweck erstellt das Konsortium eine Daten- und Biobank der ARM-Patienten, die als Basis für die Forschung dient.

http://www.arm-net.eu/

CURE-Net Studie

Netzwerk zu kongenitalen uro-rektalen Fehlbildungen (CURE-Net). Systematische Untersuchung der molekularen Ursachen, klinischen Auswirkungen und psychosozialen Folgen bei angeborenen uro-rektalen Fehlbildungen.

Anorektale Malformationen (ARM) auf der einen Seite und der Ekstrophie-Epispadie-Komplex (EEK) auf der anderen Seite repräsentieren diese schweren Krankheitsbilder, die zwar insgesamt selten in 1 auf 2.500 Lebendgeburten auftreten, aber jedes Jahr in Deutschland circa 280 Neugeborene betreffen. Ziel des Netzwerks für kongenitale uro-rektale Malformationen (CURE-Net) ist es, neben der molekularbiologischen Grundlagenforschung, den postoperativen Behandlungserfolg und die unterschiedlichen Formen der Nachsorge durch multizentrische, klinische und psychosoziale Forschung mit Hilfe standardisierter Untersuchungsverfahren zu evaluieren.

https://www.cure-net.de/

AFIC

"Angulierte distale Unterarmfrakturen im Kindesalter: Ist Remodeling eine therapeutische Option?"

In dieser Studie soll primär die Hypothese geprüft werden, ob bei Kindern von 5-11 Jahren angulierte, distale Unterarmfrakturen ohne Manipulation, d.h. die nur eingegipst werden, nach 2 Jahren funktionell und radiologisch ebenbürtige Ergebnisse aufweisen als Frakturen, die in Narkose operativ eingerichtet wurden und zur Stabilisierung ein Implantat (Kirschner-Draht) und Gips erhielten.

Förderung unserer Studie durch die DFG (http://www.dfg.de/).