Die Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie an der Universitätsmedizin Mainz hat gemeinsam mit der Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie am Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier die multizentrische NIV
+EA-Studie initiiert. NIV
+EA steht für non-invasive ventilation after Esophageal Atresia Repair – also den Einfluss verschiedener Beatmungsformen im direkten Anschluss an die Korrektur einer Ösophagusatresie.
Die Ösophagusatresie ist eine seltene Fehlbildung, mit der pro Jahr in Deutschland etwa 170 Kinder geboren werden. Um hier gute Aussagen über Sinn- oder Unsinn von Maßnahmen rund um eine Ösophagusatresie treffen zu können, benötigt man eine große Zahl an Patienten, weshalb sich an der NIV
+EA-Studie auch weitere Kliniken aus Deutschland beteiligen.
Ziel der multizentrischen, retrospektiven NIV+EA-Studie ist zu ermitteln, ob bei Neugeborenen mit Ösophagusatresie, die zwischen dem 01.01.2013 und 31.12.2022 behandelt wurden, non-invasive Beatmungsverfahren (CPAP, HFNC, NIPPV) nach Ösophagusatresie-Korrektur im Vergleich zu anderen Beatmungsstrategien mit einer erhöhten Rate an Anastomoseninsuffizienz oder tracheoösophagealer Rezidiv-Fistel assoziiert sind.
Ein positives Votum der Ethikkommission der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz liegt bereits vor.
Laut Empfehlung der aktuellen nationalen S2k-Leitlinie zur kurzstreckigen Ösophagusatresie wie auch des ERNICA-Konsensus-Papier soll eine elektive postoperative invasive Nachbeatmung nur in besonderen Fällen erfolgen.
Nicht-invasive Beatmungsverfahren stehen unter dem Verdacht, eine Anastomoseninsuffizienz oder Mediastinitis nach Ösophagusatresiekorrektur zu begünstigen. Die aktuelle Datenlage ist uneinheitlich, die betrachtete Kohorte jeweils klein. International wurden zwei retrospektive Arbeiten zum Thema publiziert:
Eine Kohortenstudie aus Australien konnte keinen Zusammenhang zwischen einer erhöhten Leckage-Rate nach postoperativer CPAP-Anwendung zeigen (Shah PS et al., J Paediatr Child Health. 2016 Jul;52(7):710-4). Die Daten von Ferrand et al. aus 2019 hingegen zeigten einen Zusammenhang zwischen einer postoperativen nicht-invasiven Beatmung und einer erhöhten Leckage-Rate, der für einzelne non-invative Beatmungsverfahren signifikant war (Ferrand A et al., J Pediatr Surg. 2019 May;54(5):945-948). Die Zahl der insgesamt betrachteten Patienten lag in der Untersuchung von Shah et al. bei 51, bei Ferrand et al. bei 91 Patienten.
Durch die Untersuchung hoffen wir, durch Kooperation mehrerer Kliniken in Deutschland eine aussagekräftige Stichprobe zu erreichen. Zusammen mit uns untersuchen die folgenden Kliniken bereits die Fragestellung:
- Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie und Kinderurologie, Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße, Köln
- Kinderchirurgische Klinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, Ludwig Maxmilians-Universität München
- Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie, Uniklinik Mannheim
- Klinik für Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Augsburg
- Kinderchirurgie und Kinderurologie Klinik Hallerwiese - Cnopfsche Kinderklinik, Nürnberg
- Kinderchirurgie, Uniklinikum Erlangen