Blutgerinnsel-auflösendes Medikament kommt Risiko-Patienten mit Lungenembolie zugute

Ergebnisse der PEITHO-Studie auf internationalem Kongress in San Francisco vorgestellt

Der Blutgerinnsel-auflösende Wirkstoff Tenekteplase verhindert bei ausgewählten Patienten mit einem Blutgerinnsel in der Lunge den Tod oder einen Kreislaufkollaps und scheint besonders wirksam bei Patienten, die jünger als 75 Jahre alt sind. Dies sind die Ergebnisse der so genannten PEITHO-Studie (Pulmonary Embolism Thrombolysis Study), die unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Stavros Konstantinides, Professor für Klinische Studien am Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz, durchgeführt wurde. Sie wurden am 11. März beim American College of Cardiology (ACC) anlässlich der 62. Wissenschaftlichen Jahrestagung des ACC in San Francisco (USA) vorgestellt. „Bei Patienten mit akuter Lungenembolie und erhöhtem Todes- oder Komplikationsrisiko in den ersten Tagen reduzierte die Thrombolyse-Therapie – also die Therapie mit dem Blutgerinnsel-auflösenden Wirkstoff Tenekteplase – den primären Endpunkt der Studie signifikant“, so Univ.-Prof. Dr. Stavros Konstantinides, Professor für Klinische Studien am Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz und Studienleiter. „Das bedeutet, dass unter Tenekteplase signifikant weniger Patienten verstarben oder einen Kreislaufzusammenbruch erlitten. Insgesamt unterstützt die Studie damit nachdrücklich das Konzept, dass unmittelbar nach Diagnose einer Lungenembolie weiterführende Untersuchungen – wie etwa Herzultraschall oder Labortests – zur Abschätzung des Todesrisikos der Patienten notwendig sind und dass diese Patienten eine rasche, wirksame Auflösung des Gerinnsels – im Fachjargon Thrombus – benötigen, um einer Verschlechterung vorzubeugen.“ Eine Lungenembolie (LE) tritt auf, wenn sich ein Teil eines Blutgerinnsels in einer Vene löst und in die Lunge wandert. Dies hat in Deutschland jährlich ca. 40.000 Todesopfer zur Folge. Die häufigste Todesursache nach einer Lungenembolie ist ein Versagen der rechten Herzkammer, die wegen der Verstopfung der Lungenarterie durch die Gerinnsel nicht mehr in der Lage ist, das Blut für eine Sauerstoffanreicherung zur Lunge zu pumpen. Ein Versagen der rechten Herzkammer wiederum führt zu einem hämodynamischen Kollaps (Kreislaufzusammenbruch) mit unzureichender Zirkulation des Blutes. Infolgedessen sinkt oder verschwindet der Blutdruck gänzlich und eine hohe, akute Lebensgefahr entsteht. Die internationale multizentrische Thrombolyse-Studie „PEITHO“ hat nun die Zugabe des Medikaments Tenekteplase bei der Behandlung einer Lungenembolie – zusätzlich zur üblichen Behandlung mit Heparin – gegen alleinige Gabe von Heparin getestet. Es ist aus früheren Studien bekannt, dass Tenekteplase Blutgerinnsel schnell und sehr wirksam löst, dafür aber ein bekanntes Blutungsrisiko im Gehirn mit sich bringt. Die doppelblinde Studie schloss 1.006 Patienten mit akuter Lungenembolie in 13 europäischen Ländern ein. Der kombinierte primäre Endpunkt der Studie war Tod oder Kreislaufkollaps nach 7 Tagen. Dieser wurde in der Tenekteplase-Gruppe – im Vergleich zu der Kontroll-Gruppe, die nur Heparin erhielt – um 56 Prozent reduziert (p=0.015). Damit konnte die Gabe von Tenekteplase einen lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbruch wirksam verhindern. Der Preis für diesen Vorteil war das vermehrte Auftreten von Blutungen unter Tenekteplase. Diese ereigneten sich überwiegend bei Patienten, die mindestens 75 Jahre alt waren. „Unsere nächste Priorität ist es nun, die Strategien zur Risikoabschätzung bei akuter Lungenembolie zu verfeinern und vor allem Patienten mit geringem Blutungsrisiko besser zu identifizieren. Außerdem könnte die Dosis des Medikaments bei älteren Patienten reduziert und alternative Methoden der Thrombolyse untersucht werden”, erklärt Prof. Konstantinides. Die PEITHO-Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom Französischen Ministerium für Gesundheit gefördert; Boehringer Ingelheim hat die Studie finanziell unterstützt und außerdem die Studienmedikation zur Verfügung gestellt. Kontakt
Prof. Dr. Stavros Konstantinides, CTH-Professur „Klinische Studien“, Universitätsmedizin Mainz, Telefon: 06131  17-8297, E-Mail: stavros.konstantinides@unimedizin-mainz.de
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