Refluxkrankheit: Universitätsmedizin Mainz setzt auf neue minimal-invasive OP-Technik zur Behandlung von chronischem Sodbrennen
Chirurgen der Universitätsmedizin Mainz sind in Rheinland-Pfalz Vorreiter bei neuer OP-Technik zur Therapie von Refluxerkrankungen
Jeder fünfte Deutsche leidet an der gastroösophagealen Refluxkrankheit. Davon Betroffene beklagen einen krankhaft gesteigerten Rückfluss des sauren Mageninhaltes in die Speiseröhre. Meistens lassen sich die Beschwerden durch magensäurehemmende Medikation verringern. In einigen Fällen ist jedoch eine Operation erforderlich. Für diese Patienten bietet die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie (AVTC) der Universitätsmedizin Mainz jetzt ein modernes, besonders schonendes OP-Verfahren, an: Dabei wird über einen kleinen Schnitt ein sogenannter Kardiaschrittmacher minimal-invasiv implantiert. Dieser Schrittmacher dient der elektronischen Stimulationstherapie und zielt darauf ab, die Funktion des unteren Speiseröhrenschließmuskels zu verbessern, idealerweise sogar wiederherzustellen.
Sodbrennen ist ein weit verbreitetes Phänomen. Dabei ziehen die Schmerzen vom Oberbauch bis zum Hals. Anlass zur Sorge gibt es aber nur, wenn Sodbrennen regelmäßig auftritt – das heißt, wenn jemand über mehr als einen Monat ein- bis zweimal pro Woche darunter leidet. Dann ist es wahrscheinlich, dass Betroffene unter der Refluxkrankheit leiden. Es kommt dabei zum Rückfluss des Mageninhaltes, bestehend aus saurem Magensaft und Speiseresten. Dieses Gemisch greift die Schleimhaut an, und es kommt zu einem Druckgefühl im Magen, brennenden Schmerzen, saurem Aufstoßen und anhaltender Übelkeit. In der Speiseröhre kann die Säure schwere Entzündungen und bleibende Schäden an der Schleimhaut und sogar Krebs auslösen. Weitere mögliche Folgeschäden sind Narbenbildung, Barrett-Ösophagus (die Bildung von Magenschleimhaut in der Speiseröhre) oder Atemwegsprobleme.
Betroffenen, denen eine medikamentöse Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren keine Linderung verschafft, kann ein minimal-invasiver chirurgischer Eingriff helfen: Dabei implantieren Ärzte einen Schrittmacher beziehungsweise elektrischen Stimulator (EndoStim) in laparoskopischer OP-Technik. Ziel ist es, den geschwächten Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen mithilfe des Kardiaschrittmachers zu stärken. „Diese minimal-invasive Operation kam im Dezember letzten Jahres erstmals an der Universitätsmedizin Mainz und erstmals überhaupt in Rheinland-Pfalz zum Einsatz. Bei zwei Patienten konnten wir den Kardiaschrittmacher erfolgreich über einen kleinen Hautschnitt implantieren“, sagt Privatdozent Dr. Peter Grimminger, Oberarzt im zertifizierten Kompetenz-Zentrum Oberer Gastrointestinaltrakt, der den Eingriff mit seinem Team durchführte.
Die Refluxkrankheit geht sehr oft mit hohem Leidensdruck einher. Etliche Betroffene haben eine über viele Jahre andauernde Leidensgeschichte hinter sich, weil konventionelle therapeutische Ansätze teilweise ohne erkennbaren Nutzen bleiben. „Diesen Menschen können wir jetzt helfen und ihre Lebensqualität verbessern“, so Univ.-Prof. Dr. Hauke Lang, Direktor der AVTC. Ob diese Therapie langfristig von Erfolg gekrönt sein wird, wird sich erst in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zeigen. „Dennoch sind wir überzeugt, dass innovative Assistenzsysteme, wie funktionelle Elektrostimulationen in Form von Schrittmachern, in Zukunft stetig an Bedeutung gewinnen werden“, fügt der Direktor der AVTC hinzu.
Bildunterzeile: Bei der minimal-invasiven EndoStim-Therapie gegen den Rückfluss von saurem Magensaft (Reflux) wird der sogenannte Kardiaschrittmacher implantiert.
Das Foto darf kostenfrei verwendet werden unter Angabe der Quelle: Markus Schmidt (Universitätsmedizin Mainz)
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Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie (AVTC)
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