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Schielen

Schielen (Strabismus) nennt man meist beständige oder immer wieder auftretende Fehlstellung eines oder beider Augen. Rund 4% der Mitbürger schielen. Sie leiden oft unter der Beeinträchtigung des Aussehens, der Störung bzw. dem Verlust des räumlichen Sehens (praktische Einäugigkeit), sowie der herabgesetzten Sehschärfe (Amblyopie), die durch mangelnden Gebrauch eines organisch gesunden Auges entseht. Je früher das Schielen und die Sehschäche (Amblyopie) entdeckt und behandelt werden, umso erfolgreicher können Dauerschäden vermieden werden.

Wie wirkt sich das Schielen auf das Sehen aus?

Damit wir den Raum um uns richtig wahrnehmen können, müssen unsere beiden Augen auf dieselbe Stelle gerichtet sein. In jedem Auge entsteht dabei jeweils ein Bild, das sich nur geringfügig von dem anderen unterscheidet. Diese beiden Bilder werden im Gehirn zu einem einzigen dreidimensionalen Seheindruck verschmolzen. Beim Schielen wird der Unterschied zwischen den beiden Bildern durch die Fehlstellung zu groß. Sie können im Gehirn nicht mehr richtig zur Deckung gebracht werden. So entstehen störende Doppelbilder. Das kindliche Gehirn kann sich gegen Doppelbilder wehren, indem es das vom schielenden Auge übermittelte Bild einfach unterdrückt. Der Vorgang hat meist verhängnisvolle Folgen: das nichtbenutzte Auge wird nämlich nach einiger Zeit sehschwach (amblyop).
Amblyopie nennt man die Sehschwäche eines organisch sonst gesunden Auges. Ohne Behandlung entwickeln nahezu 90 % aller Schielkinder eine einseitige Amblyopie. Wird diese Schielschwachsichtigkeit nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt, bleibt sie lebenslang bestehen. Dies kann die spätere Berufswahl beeinträchtigen. Eine rechtzeitige Behandlung kann die Amblyopie so gut wie immer verhindern oder beseitigen und je nach Schielform gegenenfalls auch ein räumliches Sehen herstellen.

Wie Babys sehen und Sehen lernen

Babys können schon kurz nach der Geburt mit ihren Augen ihre Umwelt wahrnehmen - allerdings nur undeutlich. Die Sehschärfe muß sich durch ständiges Üben entwickeln. Dazu steht lediglich ein begrenzter Zeitraum zur Verfügung. Mit Schulbeginn ist bei den meisten Kindern das "Lernprogramm" der Augen abgeschlossen.
In den ersten Lebenswochen kann ein Kind die Bewegung der beiden Augen noch nicht richtig koordinieren. Gelegentliche Fehlstellungen sind in dieser Zeit kein Grund zur Beunruhigung. Sie können auch in den nächsten Monaten zeitweilig auftreten.
Auch das Fixieren will gelernt sein. Wenn jedoch ein Auge ständig von der Richtung des anderen abweicht, ist keine Zeit zu verlieren. Der Augenarzt kann das Schielen schon im Säuglingsalter diagnostizieren und wird die Behandlung zum richtigen Zeitpunkt einleiten.