Dr. Hannah Kuhn
PD Dr. Nadine Dreimüller
Anna Röder, M.Sc.
Dr. Cora Koch
Lara Hubenschmid, M.Sc.
Marlene Stoll, M.Sc.
Janosch Weißkircher, M.A.
Medizinisches und wissenschaftliches Denken und Handeln sollte sich stets am Patientenwohl orientieren. Ärztinnen und Ärzte befinden sich jedoch stets in einem System divergierender Interessen und Handlungsmöglichkeiten. Direkte finanzielle Interessenkonflikte und indirekte Interessenkonflikte können das Urteilsvermögen und die Entscheidungsfindung (un)bewusst beeinflussen und das Patientenwohl beeinträchtigen. Einem besonders starken Einfluss sind Ärztinnen und Ärzte durch die pharmazeutische Industrie ausgesetzt, die für ihre Geschäftserfolge auf die Ärzteschaft angewiesen ist. Einem zunehmenden Druck, finanzielle Erwägungen in ihrem Handeln zu berücksichtigen, sind Ärztinnen und Ärzte aber auch insbesondere im Krankenhaus ausgesetzt.
Im klinischen Alltag wie in der Forschung stellen sich Fragen wie die folgenden: Wie nehmen Ärztinnen und Ärzte nicht-medizinische Einflussnahme auf ihr Handeln wahr? Sind sie sich der Interessenkonflikte bewusst? Wie gehen sie damit um? Wie verhalten sie sich, wenn das Patientenwohl durch fachfremde Einflüsse gefährdet ist? Wie stehen sie zu Regelungen zum Umgang mit Interessenkonflikten? Damit einher geht auch die Frage, wie im Prozess der gemeinsamen Entscheidungsfindung zwischen Arzt und Patient die Präferenzen des Patienten geklärt und in medizinisches Handeln umgesetzt werden können.
Gefährdungen der Integrität der klinischen Medizin und der medizinischen Forschung sind das Leitthema unserer Arbeitsgruppe.
Nach der Veröffentlichung des Positionspapiers „Transparenz und Umgang mit Interessenkonflikten an den medizinischen Fakultäten“ durch den medizinischen Fakultätentag 2022 wird in diesem von der Volkswagenstiftung geförderten Projekt die Umsetzung der Empfehlungen und der Umgang mit Interessenkonflikten an medizinischen Fakultäten in Deutschland wissenschaftlich begleitet und untersucht („Conflicts of interest at Medical Schools in Germany: Implementation of the recommendations of the German Medical Faculty Association (Medizinischer Fakultätentag) and assessment of corresponding effects on Transparency and Management of Conflicts of interest” bzw. “Interessenkonflikte an medizinischen Fakultäten in Deutschland: Umsetzung der Empfehlungen des Deutschen Medizinischen Fakultätentags und Bewertung der daraus resultierenden Auswirkungen auf Transparenz und Management von Interessenkonflikten“). Anhand von Lehrmaterialien, die im Rahmen dieses Projekts entwickelt und den medizinischen Fakultäten zu Verfügung gestellt werden, soll darüber hinaus das Wissen über die Relevanz und einen adäquaten Umgang mit Interessenkonflikten sowohl bei Studierenden als auch Lehrenden verbessert werden. Außerdem soll ein Online-Tool zur Erfassung von Interessenkonflikten der Mitglieder medizinischer Fakultäten, aufbauend auf dem entsprechenden AMWF-Tool, etabliert werden.
Kooperationspartner sind der medizinischen Fakultätentag, die AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften e.V.), und die bvmd (Bundesvereinigung der Medizinstudierenden in Deutschland).
Dieses Projekt widmet sich den Faktoren, die Einfluss auf Psychotherapieforschung nehmen sowie den Verzerrungen in Publikationen der Psychotherapieforschung.
Vertrauenswürdigkeit ist ein essenzielles Qualitätsmerkmal von medizinischen Leitlinien. Interessenkonflikte durch Beziehungen zu Herstellern von Arzneimitteln und Medizinprodukten, aber auch die Eigeninteressen von Personen, Fachgruppen und Fachgesellschaften erhöhen das Risiko für Bias in Leitlinien. Offenlegung und Management von Interessenkonflikten sind daher notwendig. In diesem Projekt wird untersucht, wie unterschiedliche Akteure Interessenkonflikt-Policies wahrnehmen, beurteilen und befolgen.
Hersteller von Arzneimitteln und Medizinprodukten geben häufig das Patientenwohl als ihr primäres Interesse an. Dabei ergeben sich unvermeidlich Konflikte mit ihrer Verpflichtung, die finanziellen Interessen ihrer Anteilseigner zu wahren. Diesem Zielkonflikt und den Lösungsmöglichkeiten widmet sich dieses Projekt.
Interessenkonflikte wurden im Medizinstudium bislang wenig behandelt. Wir haben ein evidenz-basiertes Curriculum zu Interessenkonflikten und Risikokommunikation entwickelt und dieses Lehrmaterial frei zugänglich gemacht. Im Rahmen des Curriculums wird den Studierenden Wissen zur Thematik vermittelt und ihnen wird beigebracht, Informationen korrekt einzuschätzen und zu kommunizieren.
Unser Forschungsinteresse gilt zudem den Verzerrungen im Verschreibungsverhalten von ÄrztInnen und wie diese durch zertifizierte Fortbildung und unabhängige Medikamentenstudien modifiziert werden können.
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