Die Essentielle Thrombozythämie (ET) ist eine klonale myeloproliferative Neoplasie (MPN). Trotz einer fast normalen Lebenserwartung ist diese Erkrankung mit einem hohen Risiko von vaskulären thrombotischen Ereignissen, einschließlich ischämischem Schlaganfall, akutem Myokardinfarkt und venöser Thromboembolie, assoziiert. Die verantwortlichen Pathomechanismen, die zu vaskulären Ereignissen bei einzelnen Patienten führen, bei anderen wiederum nicht, sind bisher nur unvollständig verstanden. Auf der Grundlage unserer Hypothese, dass eine Thrombozyten-Dysfunktion eher als die Thrombozyten-Konzentration zu dieser klinischen Heterogenität beiträgt, ist unser Ziel das hämostaserelevante und inflammatorische Thrombozyten-Aktivierungspotenzial von ET-Patienten umfassend zu untersuchen. Patienten mit reaktiver Thrombozytose werden als Kontrollen dienen. Neben klassischen Thrombozyten-Funktionsparametern werden wir das quantitative Phospho- und Thiolredox-Proteom, Zytokin-Expressionsprofil, Leukozytenfunktion und Thrombozyten-Leukozyten-Interaktionen in vitro analysieren. Diese funktionellen Studien werden durch Thrombozyten-Transkriptom-Analysen komplementiert, um zusätzlich relevante genetische Signaturen zu identifizieren. Diese Untersuchungen werden uns helfen, sowohl neue Pathomechanismen in Bezug auf bekannte thromboembolische und/oder hämorrhagische Risiken sowie somatische Mutationen zu identifizieren, als auch prädiktive Marker für klinische Manifestationen bei ET-Patienten zu definieren. Die Patienten werden regelmäßig bis mindestens zum Ende der Studie sowohl klinisch als auch experimentell mit Hilfe von Thrombozyten- und Leukozyten-Funktionsanalysen untersucht. Wir erwarten, dass diese „Proof-of-Concept“ Studie die Grundlage für eine groß angelegte Kohortenstudie bildet, um prospektiv individuelle Risikofaktoren bei ET-Patienten zu identifizieren und um auch Behandlungsstrategien anzubieten, die vaskuläre Ereignisse und assoziierte Begleiterkrankungen verhindern können.