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Sicherheit und Effektivität von niedermolekularem Heparin über mindestens 72 Stunden gefolgt von Dabigatran zur Behandlung der akuten Lungenembolie mit intermediärem Risiko (PEITHO-2)

Publikation

Die Publikation der Studie finden Sie unter folgendem Link: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34363769/

Begründung und Ziel der Studie

Die Wirksamkeit und Sicherheit der neuen oralen Antikoagulanzien (Blutverdünner) sind bereits in vielen Studien untersucht und gezeigt worden. Es blieb jedoch unbekannt, ob diese Medikamente auch bei PatientInnen mit Lungenembolie und erhöhtem, sogenanntem „mittlerem“ Komplikationsrisiko frühzeitig eingesetzt werden können. PatientInnen mit Lungenembolie mittleren Risikos haben einen (noch) normalen Blutdruck bei Krankenhausaufnahme, aber der Herzultraschall zeigt einen übermäßigen Druck auf das rechte Herz durch die großen Blutgerinnsel in der Lunge. Dies kann zu schwerwiegenden Frühkomplikationen und sogar zum Tod durch akutes Herzversagen führen. Heutzutage werden viele dieser PatientInnen über mehrere Tage mit Heparinspritzen im Krankenhaus behandelt, bevor sie entlassen werden können. Wenn jedoch eine ausreichend große Studie zeigen kann, dass es sicher ist, sie so schnell wie möglich auf einen oralen Blutverdünner umzustellen und sie frühzeitig zu mobilisieren, kann dadurch ein unnötig langer Krankenhausaufenthalt mit all den damit verbundenen Nachteilen und Risiken vermieden werden.

Daher haben wir in der PEITHO-2-Studie getestet, ob eine Behandlung der akuten Lungenembolie mittleren Risikos mit Heparin über einen kurzen Zeitraum von nur 72 Stunden und anschließender Umstellung auf einen der „neuen“ oralen Blutverdünner (Dabigatran) wirksam und sicher ist.

Studienverlauf

Von Januar 2016 bis Juli 2019 wurden in die Studie 402 PatiententInnen in insgesamt 9 europäischen Ländern aufgenommen und über mehr als 6 Monate beobachtet. Die Einhaltung des Protokolls war ausgezeichnet (92,0%). Der primäre Endpunkt, die symptomatische wiederkehrende venöse Thromboembolie (VTE) oder ein durch Lungenembolie bedingter Tod, trat bei nur 7 Patienten (1,7%) auf, was fast 50% weniger war als für diese Risikogruppe erwartet. Das Vorkommen schwerer Blutungen nach 6 Monaten betrug 2,7% (11 PatiententInnen). Es gab nur eine tödliche Blutung, und diese trat sehr früh auf, noch bevor auf Dabigatran umgestellt wurde.

Bedeutung für die Patientenbehandlung im klinischen Alltag

Die Ergebnisse der PEITHO-2-Studie wurden in der international hoch angesehenen Fachzeitschrift Lancet Haematology publiziert und werden in der kommenden europäischen und deutschen Leitlinie zur Behandlung von Lungenembolien berücksichtigt. Die Erkenntnisse aus der Studie können dazu beitragen, die Lebensqualität der PatientInnen mit Lungenembolie und ihre Zufriedenheit mit der Behandlung zu verbessern sowie den Einsatz von Krankenhausressourcen zu optimieren.